Im Frühjahr 2019 führten wir die nicht repräsentative Befragung „Digitale Medien in der pädagogischen Praxis“ unter pädagogischen Fachkräften in der Potsdamer Jugendhilfe durch. Heute möchten wir die Ergebnisse und unser Fazit den interessierten Fachkräften, Einrichtungsträgern, der Verwaltung und den Politiker*innen in Potsdam zur Verfügung stellen. Wir bedanken uns ganz herzlich bei allen Mitwirkenden. Bei Interesse […]
Passend zu den EU-Ratsbeschlüssen zur digitalen Jugendarbeit wurde kürzlich eine deutsche Übersetzung der „Europäischen Leitlinien für digitale Jugendarbeit“ veröffentlicht. Die Leitlinien wurden entwickelt, um digitale Jugendarbeit, ihre Auswirkungen und den Wert der Jugendarbeit als eine wichtige Bildungspraxis zu definieren, die junge Menschen in einer digitalisierten Gesellschaft stärken kann. Die Leitlinien enthalten praktische und ethische Leitlinien […]
[vc_row][vc_column][vc_column_text] Hallo Potsdam und Brandenburg, na, auch schon KI ausprobiert? Binnen von zwei Monaten hat ChatGPT bis Januar 2023 weltweit über 100 Millionen User generiert. Nur mal als Vergleich: TikTok brauchte neun Monate, um diese Anzahl zu erreichen, Instagram etwa zweieinhalb Jahre. Seitdem ChatGPT und Co einem breiten Publikum zugänglich sind, wird gestaunt, diskutiert, ausprobiert, gewarnt und gehypt. Auch wir konnten uns dem Reiz dieser neuen Technologien nicht entziehen und haben uns das etwas genauer angesehen. Hier kommt also unser Newsletter, der sich unter anderem dem Thema KI in der Jugend- und Bildungsarbeit widmet. Aber natürlich gibt's auch jenseits von KI noch eine Menge anderer wichtiger Themen, die wir für Euch zusammengestellt haben. Wie immer freuen wir uns, von Euch zu hören. Schreibt an info@medienwerkstatt-potsdam.de, besucht unsere Website (www.medienwerkstatt-potsdam.de) oder folgt uns auf Instagram, Facebook oder Twitter. Passt auf Euch, Eure Mitmenschen und Liebsten auf. Und bleibt uns gewogen. Euer Medienwerkstatt-Team Potsdam? ##Neues aus der MWP und Veranstaltungen ###Stärkung der Medienkompetenz an Potsdamer Grundschulen Die Landeshauptstadt Potsdam erteilte der Medienwerkstatt nach einem Bewerbungsverfahren den Zuschlag, ab März 2023 als Fachstelle für die Vermittlung von Medienkompetenz an Potsdamer Grundschulen zu arbeiten. Der Zuschlag gilt für drei Jahre bis Dezember 2025. Falls Ihr Interesse an einem Projekttag in Eurer Grundschulklasse habt, dann meldet Euch bitte bei Sabine Müller-Bunzel. Auf unserer Webseite gibt es weitere Informationen. ###Workshop „Intelligent, cool, sinnvoll?" Unter diesem Titel führen wir am 13. März 2023 einen Fachkräfte-Online-Workshop zu Anwendungsfeldern von KI-Programmen in der Jugendarbeit durch. Die erste Veranstaltung ist leider schon ausgebucht. Daher wiederholen wir diesen Workshop am Mittwoch, den 29. März von 10.00-12.00 Uhr. Hier geht's zur Anmeldung für den 29.03.23. ###Workshop „Instagrammable" für Jugendliche in den Osterferien Im Rahmen des Vorbereitungsprogramms für die Jugendweihe bieten wir in Kooperation mit dem HVD Potsdam den Workshop „Instagrammable" an. Er richtet sich an alle jungen Menschen um die 14 Jahre aus Potsdam und Umgebung. An dem Kurs können auch Jugendliche teilnehmen, die nicht bei der Jugendweihe dabei sind. Er findet am 4. April von 10:00 bis 16:00 Uhr in der Medienwerkstatt statt. Bei ausreichender Nachfrage führen wir den Workshop am 5. April nochmals durch. Hier gehts zur Anmeldung, die über den HVD erfolgt. ###Neues Kinder - und Jugendportal Potsdam ab Sommer 2023 Die Medienwerkstatt arbeitet derzeit an einem Kinder- und Jugendportal für die Stadt Potsdam. Ziel ist es, Kinder und Jugendliche über ihre Möglichkeiten in Potsdam zu informieren und sie stärker ins Stadtgeschehen einzubinden. Das Portal bietet eine Übersicht zu Veranstaltungen, Orten, Beratungen und journalistische Beiträge für Kinder und Jugendliche, die nach Altersgruppen gefiltert werden können. Wenn Ihr Interesse habt, mit Euren eigenen Angeboten Teil des Portals zu werden, meldet Euch unter info@hastnplan.de ###Ferienpass Potsdam 2023 Auch im 42. Jahr seines Bestehens möchte der Ferienpass Kinder und Jugendliche im Alter von sechs bis 18 Jahren dabei unterstützen, eine tolle Ferienzeit in Potsdam zu verbringen. Der Ferienpass Potsdam sucht noch Anbieter von Ferienprogrammen, Workshops, Camps, Reisen, Partys oder Ausflügen. Das gedruckte Heft mit Rabattgutscheinen wird kostenfrei an alle Potsdamer Grundschüler verteilt. Redaktionsschluss für die Printausgabe ist der 28. März 2023. Auf der Website könnt Ihr ebenfalls nach passenden Angeboten suchen. Wer im Ferienpass 2023 mit seinen Angeboten dabei sein möchte, kontaktiert uns bitte unter redaktion@ferienpass-potsdam.de ### Was schreibt, das bleibt Es wird viel geredet über Chat GPT, auch in der Jugendarbeit. Wir haben das mal eingeordnet und uns umgeschaut, welche Portale zielführend und systematisch Infos und Tipps zum Thema KI aufbereiten. Hier geht’s zu unserem Blogbeitrag: Was schreibt, das bleibt. ##Aktuelles und Studien ###Take It Down Mit dem neuen Filter-Dienst „Take It Down“ kann verhindert werden, dass sich intime Aufnahmen von Minderjährigen im Netz verbreiten. Die Plattformen Meta, Pornhub und OnlyFans sind mit dabei. Hinter dem Dienst steht die US-amerikanische NGO National Center for Missing and Exploited Children (NCMEC). Eine Einschätzung, wie es funktioniert und welche Filtermöglichkeiten auch noch existieren gibt's beim Portal Netzpolitik. ###Digitalführerschein für Lehrkräfte Das Portal „Deutschland sicher im Netz e.V." hat ein E-Learning-Angebot speziell für Lehrkräfte mit Fokus auf relevante Themenbereiche rund um den digitalen Alltag im Bildungsbereich entwickelt. Die Selbstlernkurse zum Erwerb des Digitalführerscheins für Lehrkräfte stehen online zur Verfügung und sind kostenfrei. Am Ende gibt's auch ein Zertifikat. Hier gehts zum Digitalführerschein für Lehrkräfte. ###Digital Detox Challenge klicksafe startete zur Fastenzeit eine siebenwöchige Challenge, bei der in jeder Woche ein anderer Aspekt des Digital Detox mithilfe kleiner Übungen beleuchtet wird. Die Challenge läuft über den Instagramkanal unter dem Hashtag #AUSzeit. Auf der Webseite stehen passende Arbeitsblätter zum Download zur Verfügung. Klicksafe #AUSzeit ###Dokumentation zum AusbaldowerCamp Vielleicht haben einige von Euch an Nele Hirschs Online-AusbaldowerCamp zu Thema KI in der Bildung am 2. Februar 2023 teilgenommen. Die Ergebnisse und kollaborativen Mitschriften aus den vielen Sessions wurden danach auf der Ausbaldowercamp-Seite bereitgestellt. Reinschauen lohnt sich, denn diese Sammlung bietet gute Tipps und weiterführende Überlegungen zum Thema KI in der Bildung. Außerdem ist sie ein tolles Beispiel dafür, wie Inhalte von Online-Veranstaltungen gut strukturiert aufbereitet werden können. Zur Dokumentation. ###MEMO Deutschland – Jugendstudie 2023 Die MEMO-Studie untersucht, wie sich Bürger:innen an historische Ereignisse erinnern. Diese Untersuchung wurde nun um eine MEMO-Jugendstudie 2023 erweitert, die die bisherigen fünf MEMO-Erhebungen (2018-2022) des Instituts für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung Bielefeld (IKG) um die Fokusgruppe der jungen Erwachsenen ergänzen. So geht es beispielsweise um die Frage, wie junge Menschen sich in Deutschland an die Zeit des Nationalsozialismus erinnern? Die Studie bietet gutes Diskussionsmaterial. Hier geht's zur MEMO-Jugendstudie 2023. ###Labs4Future – Kreativlabore für Jugend. Kultur. Digitalität Lokale Bildungsbündnisse für junge Menschen zwischen zehn und 18 Jahren werden von 2023 bis 2027 gefördert. Als bundesweite Initiative bildet das Projektbüro des JFF gemeinsam mit lokalen Bündnispartner*innen ein lokales Bündnis. Wenn Ihr Interesse an einer Zusammenarbeit habt, könnt Ihr Euch auf der jff-webseite über die Konditionen von Labs4Future informieren. Diese Bündnisse können in vier medialen Schwerpunkten umgesetzt werden: Digital Storytelling, Spoken Word, Virtual Reality oder Make.Code.Play. Alle Details zu Labs4Future. ##Medien- und Webtipps ###KI-Themenschwerpunkt bei 3sat In der 3sat-Medieathek findet sich ein üppiger Themenschwerpunkt zu KI, in dem Dokumentationen und zahlreiche kürzere Beiträge zu finden sind. eine prima Gelegenheit, sich verschiedenen Perspektiven auf das Thema zuzuwenden. Hier geht's zum Themenschwerpunkt bei 3sat. ###Chatbot GPT – Das Ende der Kreativität? KI-Tools werfen viele ethische Fragen auf. Manche befürchten das Ende der menschlichen Kreativität. In der Netz- und Medienwelt sind derzeit unzählige Sendungen und Beiträge zu diesem Themenkreis zu finden. Wer sich mit dem Thema mal ein bisschen hintergründiger und philosophischer beschäftigen möchte, dem sei das Schweizer Format "Sternstunde Philosophie" vom 5. März 2023 empfohlen, in dem unter anderem die Kulturwissenschaftlerin und Datenforscherin Mercedes Bunz diese Fragen diskutiert. Sternstunde Philosophie 5. März 2023 ###KI und Schule Und nochmal die Schweiz. Es wird ja viel über Chat GPT und Co in der Schule debattiert, da sind gut strukturierte Einordnungen zu KI-Tools in der Schule Gold wert. Wir können hier die Darlegungen von Prof. Beat Döbeli Honegger von der Pädagogischen Hochschule Schwyz empfehlen. Er differenziert die verschiedenen Aspekte der schulbezogenen Fragen sehr systematisch, so dass man einen anwendungsorientierten Überblick bekommt. Zur Übersicht. ###Wie grün ist unser Medienverhalten? Beim Portal "Medienradar" gibt es seit kurzem das Dossier "Umweltfaktor Digitalisierung". Die Zusammenstellung enthält Tipps und Links auf themenrelevante Medienproduktionen und Social-Media-Kanäle, ein Tool zur Analyse des digitalen CO2-Fußabdrucks, ein Erklärvideo zur Klimabilanz unserer Smartphones und viele weitere Beiträge. Die Materialien können in der Jugendarbeit oder direkt im Unterricht eingesetzt werden. Zum Dossier. ### Cry Wolf Kleiner Geheimtipp aus Dänemark. In der ungewöhnlichen sechsteiligen Serie geht es um das Thema Sozialarbeit und Schutz des Kindeswohls. In einer spannenden Geschichte wird der Fall der 14-jährigen Holly erzählt, die auf Gewalt in ihrer Familie aufmerksam macht. Wie reagiert das Jugendamt? Wie kann geholfen werden und wo verlaufen die Grenzen? Sehr einfühlsam und berührend. Das Drehbuch stammt übrigens von der Borgen-Drehbuchautorin Maja Jul Larsen. Eine Überraschung. Lohnt sich. Dramaserie „Cry Wolf" in der ARTE-Mediathek ##Kurzlinks zu Online-Veranstaltungen im März 2023 14.03.23 KI-Schock vs. KI-Begeisterung: Wie moderne Tools das Lernen für immer verändern werden Landesmedienzentrum Baden-Württemberg 14.03.23 "Online-Mobbing - Formen, Wirkungen und medienpädagogischer Umgang mit onlinebasierter Ausgrenzung und Abwertung" Medien_Weiter_Bildung (JFF) 22.03.23 Digitale Spiele. Mehr als Pop & Kommerz? Netzwerk “Interaktiv” München 22.03.23 Wir müssen doch bald was tun, aber… Umgang mit Desinformation und Verzögerungsargumenten in der Klimakriseweitklick 29.03.23 Intelligent, cool, sinnvoll? Anwendungsfelder von KI-Programmen in der Jugendarbeit. Medienwerkstatt Potsdam ##Ausblick? Der nächste?Newsletter?kommt, wenn es sommerlich wird. [/vc_column_text][/vc_column][/vc_row]
[vc_row][vc_column][vc_column_text]Helle Aufregung allerorts. Seit Chat GPT einem breiten Publikum zugänglich ist, werden die Auswirkungen und Konsequenzen dieser KI-Assistenzprogramme immer deutlicher. Nicht weniger als eine Revolution ist hier am Start – vergleichbar mit dem Aufkommen der Sozialen Netzwerke und Smartphones. Der Hype um Chat GPT und Co erfasst derzeit nahezu alle Bereiche. Es wird intensiv diskutiert. Im Privatbereich wie in professionellen Zusammenhängen sind diese Assistenzsysteme ein Mega-Thema. Wie können sie genutzt werden? Was bedeutet Chat GPT für Schule und Jugendarbeit? Wie verändern sie kreative Prozesse und Urheberrecht? Datenschutz? Wie wird das Lernverhalten beeinflusst? Wie schlau ist die KI? Chat GPT 3 ist dabei nur der Anfang, denn Version 4 kommt in Kürze und soll noch mehr können.
Non-Profit, aber viel Geld
Hinter dem Erfolg steht das US-Unternehmen OpenAI. Jeder, der Chat GPT nutzen möchte landet zwangsläufig auf dessen Webseite. Einen guten Überblick zu den technologischen und geschäftlichen Entwicklungsprozessen des vormaligen Non-Profit-Unternehmens, zu dessen Startkapitalgebern Elon Musk, Microsoft und Peter Thiel gehörten, hat gerade Chris Köver auf Netzpolitik.org veröffentlicht. Ihre Frage lautet: Wofür braucht OpenAI eigentlich so viel Geld? Die Antwort ist recht simpel – für die immense Rechenleistung, die die Sprachsysteme und Text-zu-Bild-Generatoren trainieren. Um Inverstoren für diese Infrastruktur zu finden wurde quasi ein kommerzieller Zwilling, nämlich Open AI LP, gegründet. Das Ziel von OpenAI bleibt, als erstes Unternehmen eine sogenannte Artificial General Intelligence (AGI) zu schaffen. "Gemeint ist damit ein System, das Menschen bei allen Aufgaben überlegen sein soll – etwas, wovon die Chefs von OpenAI selbst sagen, dass sie noch nicht wissen, wie es am Ende genau aussehen wird. In der KI-Forschung gibt es derzeit verschiedene Theorien dazu, ob und wie man eine solche Intelligenz entwickeln kann und wie lange so etwas dauern würde." (Köver 2023) Microsoft hat gerade eine 10-Milliarden-Investition bestätigt und angekündigt, die OpenAI-Programme in das eigene Portfolio zu integrieren. Uns werden also demnächst diese Assistenzprogramme in Microsoft-Umgebungen ständig begegnen. Mal sehen, ob es kostenfrei bleibt.
Nun doch Digitale Demenz?
Das gleichnamige Buch von Manfred Spitzer sorgte 2012 für heftige Debatten. Er warnte vor den Gefahren des digitalen Zeitvertreibs. Kinder und Jugendliche seien oft kaum noch lernfähig und geprägt von Aufmerksamkeitsstörungen und Realitätsverlust, so Spitzer. Auch Chat GPT 3 ließe sich in diesem Fahrwasser diskutieren. Die KI ist aber vor allem ein Sprachmodell, dem es in beeindruckender Weise gelingt, Antworten aufgrund von statistisch zu erwartenden Wörtern und Sätzen zu formulieren, die sie ihrem Textkorpus (basierend auf Wissensstand von 2021) entnimmt. Daher ist die KI derzeit weniger eine intelligente Such-Text-Maschine, sondern eher eine Schreibmaschine. Mit all ihren Vorzügen. Ihr Schreibstil ist eleganter als der, vieler Zeitgenossen. Lehrende an Hochschulen und Unis berichten, dass die Chat GPT-generierten Texte in der Qualität viel besser sind als die der Studierenden. Vielleicht erspart uns die KI nun häufiger schlechte Texte mit sprachlichen Hülsenfrüchten, oft aufbläht mit Container- und Buzzwords die uns Zeit stehlen und den Blick für Essenzielles verstellen. Zu wünschen wäre es.
Kurz nachgefragt: Chat GPT erklärt seine Prioritäten.
Und natürlich schwappt hier eine gigantische Textflut heran. Die Schwimmwesten können schon mal angelegt werden: Gut geschriebene Marketingtexte, Spam- und Phishing-Emails, Blogtexte, Social-Media-Bots, Fake-News und vieles mehr wird uns noch stärker tangieren. Scheinbare Authentizität ist schon jetzt ein großes Thema – es wird wachsen. Das betrifft aber nicht nur die Frage, was echt ist, sondern auch, was denn das Menschliche und Kreative an kommunikativen Äußerungen ist – seien es Bilder, Texte oder Töne. Juristische Fragen hinsichtlich des Urheberrechts (geistiges Eigentum) sind ebenfalls aufgeworfen wie ethische. So sind auch egalitäre Potenziale angelegt, denn die KI bietet auch bis dato Benachteiligten einen relativ barrierearmen Zugang zu qualitativ hochwertigeren Text- und Bildproduktionstools. Anderseits sind auch Fragen einer sich vertiefenden Kompetenzschere zu beachten. Und nicht zu vergessen: der Datenschutz.
Fürchtet Euch nicht
Für den Bereich Jugend- und Bildungsarbeit werfen künstliche Intelligenzen wie Chat GPT, DeepL oder DALL-E viele Fragen auf, da sie den Schulsektor, und generell unser Lernen und Lehren radikal verändern werden. Netzlehrer Bob Blume meint, wir sollten "die künstliche Intelligenz umarmen" und "uns aktiv (und schnell) Gedanken darüber machen, welche Art von Lernen in Zukunft wichtig werden wird" (Blume 2023). Lasst uns also (schnell) diese Herausforderung annehmen und proaktiv die Nutzung von KI in der Jugendarbeit und im Bildungsbereich angehen. Dieses Thema und insbesondere Chat GPT wird bisher erstaunlich gut und relativ angstfrei angenommen. Die häufig sonst schnell formulierten Vorbehalte sind eher im Hintergrund, was wohl auch daran liegt, dass Chat GPT mit sehr überzeugenden Ergebnissen fasziniert. Bei aller kritischen Reflexion werden viele Potenziale gesehen. Das Kurz-Dossier Chat GPT & Schule von Beat Döbeli Honegger von der Pädagogischen Hochschule Schwyz bietet einen sehr guten systematischen Überblick zu KI-Sprachprogrammen. Stichpunktartig sind Infos und Erläuterungen zu folgenden Aspekten zusammengestellt: Technische und gesellschaftliche Perspektiven, Bedeutung für die Schule, konkrete Beispiele und weiterführende Informationen. Wir sagen: empfehlenswert.
Auch das breit angelegte, von Nele Hirsch organisierte Online-Barcamp "Künstliche Intelligenz in der Bildung" (#Ausbaldowercamp) widmet sich diesem Thema. Es findet am 2. Februar 2023 statt, Anmeldungen sind noch möglich. Einigkeit besteht darüber, dass einige tradierte Lernformen, wie beispielsweise das Abgeben schriftlicher Ausarbeitungen in der bisherigen Form klar an Wert verlieren werden, da sie betrugsanfällig sind. Das Bulimie-Lernen, bei dem auch das schriftliche "Auskotzen" kopierter Wikipedia-Einträge durchaus als Liefervariante schulischer Leistungen akzeptiert wurde, dürfte ebenfalls an seine Grenzen gekommen sein. Gut so. In Zukunft werden Fragen wichtiger sein als Antworten. Abgewöhnung des Lernens? Bestimmt nicht. Nur anders.
Assistenzen in der Jugendarbeit – Workshop der Medienwerkstatt
Als Medienwerkstatt haben wir uns mit der Frage beschäftigt, wie Chat GPT in der Jugendarbeit und Bildung eingesetzt werden kann. Uns ist klar, der Wettlauf um die sichersten und komplexesten Assistenzprogramme hat gerade erst begonnen. Chat GPT ist dabei weit vorn. Mittlerweile drängen viele neue Chatbot-Anwendungen auf den Markt. So existiert seit Mitte Januar das KI-Angebot Hello History – AI Chat, bei dem man mit historischen Persönlichkeiten "chatten" kann. Auch diese Gesprächssimulation ist sehr beeindruckend, aber auch sehr anfällig für Fehler und Ungenauigkeiten. Mit Jesus oder Einstein über Klimaschutz reden – warum nicht? Bei anderen Personen kann es aber durchaus ambivalent werden. Auch die sozialen Netzwerke wie TikTok und Co sind voll mit Tutorials, Livehacks und Tipps zu Chat GPT. In diesem Sinne: nutzt die KI-Angebote. Es geht auch hier um digitale Souveränität.
Die Medienwerkstatt bietet am 13. März 2023 ein Fortbildungsangebot für interessierte Fachkräfte an, das sich den Potenzialen und Anwendungsmöglichkeiten in der Jugend- und Bildungsarbeit widmet. Die Anmeldung zum Online-Workshop: Intelligent, cool, sinnvoll? Anwendungsfelder von KI-Programmen in der Jugendarbeit ist über das Anmeldeformular auf unserer Webseite möglich. Die Teilnahme ist kostenlos.
Uwe Breitenborn für die Medienwerkstatt
Foto: MWP/Breitenborn
Intelligent, cool, sinnvoll? Anwendungsfelder von KI-Programmen in der Jugendarbeit
Anmeldung zum Online-Workshop Montag 13. März 16.00-18.00 Uhr
Quellen:
Beat Döbeli Honegger: Chat GPT & Schule. Pädagogischen Hochschule Schwyz.
https://mia.phsz.ch/MIA/ChatGPT
Nele Hirsch: #AusbaldowerCamp! – Online-Barcamp zu künstlicher Intelligenz in der Bildung am 02. Februar 2023.
https://ausbaldowercamp.de
Bob Blume (2023): Das Ende vom Lernen wie wir es kennen. Online: Deutsches Schulportal, 20.01.2023.
https://deutsches-schulportal.de/kolumnen/chatgpt-das-ende-vom-lernen-wie-wir-es-kennen/ [22.01.22]
Chris Köver (2023): Wofür braucht OpenAI so viel Geld? Online: Netzpolitik.Org, 25.01.2023.
https://netzpolitik.org/2023/10-milliarden-fuer-start-up-wofuer-braucht-openai-so-viel-geld/[/vc_column_text][vc_column_text][/vc_column_text][/vc_column][/vc_row]
Hallo Potsdam und Brandenburg, hier kommt zum Jahresende unser Newsletter aus der Medienwerkstatt, diesmal als eine Art kurzer Jahresrückblick, insbesondere auf das letzte Quartal. Wir blicken auf ein ereignisreiches und gutes Jahr zurück, wieder mit deutlich mehr Präsenzveranstaltungen und neuen Projekten. Wir möchten uns an dieser Stelle herzlich bei allen bedanken, die uns 2022 unterstützt, angeregt […]
[vc_row][vc_column][vc_column_text]Die Erwartungshaltungen an „Peer-Projekte" sind immer recht hoch. Das wollten wir uns mal genauer anschauen – und zwar im Workshop „Peer Projekte – Segel setzen für die schulische Medienbildung“, mit dem wir als Medienwerkstatt am 18. November 2022 beim 39. Forum Kommunikationskultur der GMK am Start waren. Schön, dass die Veranstaltung dieses Jahr an der Fachhochschule Clara Hoffbauer stattfand, so hatten wir einen kurzen Weg zum jährlichen, kollegialen Austausch mit Medienpädagog:innen aus ganz Deutschland. Das Thema Augenhöhe stand bei uns ganz oben auf der Agenda und zog sich als roter Faden durch das Panel. Unser Anliegen war es, Ziele und Wirksamkeit von Peer-Ansätzen in der schulischen Medienbildung konkret zu diskutieren. Daher waren neben den Expert:innen auch die beiden Schüler David und Mika des Johann-Rist-Gymnasiums Wedel eingeladen, die von ihrer Arbeit als Medienscouts in ihrer Schule berichteten. Erwartungen Vielen gelten „Peer-Projekte“ als Königsweg gelingender Bildungskonzepte, auch in der Medienpädagogik. Sie fokussieren Selbstbestimmung, Selbstwirksamkeit und stärken das Verantwortungsbewusstsein für das eigene Handeln sowie für gemeinschaftliche Prozesse in medialen Zusammenhängen. Soweit die Theorie. Doch wie läuft es in der Praxis?Medienscouts, Netpiloten oder Digidus – welche Erfahrungen machen Pädagog:innen und Schüler:innen? Werden sie hinreichend unterstützt? Und was ist nötig, damit die Projekte gut funktionieren können? Unter dem Sammelbegriff „Medienscouts“ gab Medienwissenschaftlerin Claudia Kuttner (LISUM Berlin/Brandenburg) in ihrem Input zunächst Einblicke in verschiedene Ansätze von Schüler:innen-Partizipation im Medienkontext und stellte dabei heraus, dass ein großes Potential verschenkt bliebe, würden entsprechende Initiativen konzeptionell auf Peer-Education und inhaltlich auf Präventionsmaßnahmen beschränkt werden. Vor diesem Hintergrund plädierte sie zugleich für eine erweiterte Perspektive auf 'schulische Medienbildung' in einer Kultur der Digitalität, die nicht nur umfassende Kompetenzkataloge, sondern v.a. Aushandlungsprozesse aller an Schule Beteiligter in den Mittelpunkt stellt. Diese Prozesse sind nicht einfach und oft in ihren Rahmen- und Förderbedingungen nicht optimal ausgestaltet, wovon auch die Bildungsreferentin der Medienwerkstatt Sabine Müller-Bunzel berichten konnte. Impulse Erforderlich sind vor allem eine Verstetigung und mittel- bis langfristige Planbarkeit für alle, die sich in diesen Prozessen engagieren. Das würde allen Beteiligten zugutekommen. Net-Piloten-Gründer Andreas Pauly aus Köln verwies ebenfalls auf Rahmenbedingungen in Schulen, die für Peer-Projekte immer noch sehr verschieden sind. Andererseits sind es gerade solche Projekte, die neue Impulse setzen und Veränderungen bewirken. Das bestätigte auch Sabine Müller-Bunzel, die über ihre langjährigen Erfahrungen in der Arbeit mit Schüler:innen berichtete. Warum werden Schüler:innen Medienscouts? Eine Frage, die nicht nur die Podiumsgäste bewegte. David und Mika gaben hier sehr interessante Einblicke. Sie können ihren Interessen nachgehen, sind für viele Fragen und Technikpflege zuständig und haben auch eine entsprechende Expertise. Manche gestalten selbstständig und erfolgreich Lehrer- und Elternveranstaltungen, was letztlich über den Peer-Education-Ansatz hinausgeht und sogar intergenerative Potenziale hat. Und für die Mitschüler:innen sind die Medienscouts manchmal auch kleine Stars an den Schulen. Letztlich können Peer-Projekte an Schulen durch produktive Reibung vielfältige Impulse setzen, um das weiterzuentwickeln, was als „Medienbildung der Schule" verstanden und praktiziert wird. Klar, dass es auch zu Kontroversen kommt. So wurde seitens des Publikums intensiv die Frage diskutiert, inwieweit die aktuelle Verfasstheit des Schulsystems (Lehrpläne, Fächer, Hierarchien) für neue Formen von Peer-Projekten überhaupt anschlussfähig ist oder ob Peer-Projekte in dieser Hinsicht auch Sollbruchstellen darstellen können. Wir werden dies weiterhin im Auge behalten. Apropos Auge. Performance Den Auftakt zum Workshop bildete eine Pe(e)rformance mit Johannes Kubin und dem Team der Medienwerkstatt, welche das Thema „Augenhöhe" spielerisch ins Auge fasste. Denn darum geht es ja – nicht nur bei Peer-Projekten. Der Song „Supernett“ und eine Art Scrabble, das im Begriff „Augenhoehe“ mündete, waren der assoziative Start für das Panel. Es bleibt die Frage, ist Augenhöhe möglich und gewollt? Teilnehmer:innen des Workshops: Claudia Kuttner (Kommunikations- und Medienwissenschaftlerin | LISUM und freiberuflich) – Input Sabine Müller-Bunzel (Bildungsreferentin Medienwerkstatt Potsdam im fjs e.V.) David Augenstein (Medienscout | Johann-Rist-Gymnasium Wedel) Mika Schadow (Medienscout | Johann-Rist-Gymnasium Wedel) Andreas Pauly (Net-Piloten | Fachreferent Suchtprävention Köln) Moderation: Ute Parthum (Geschäftsführerin Medienwerkstatt Potsdam im fjs e.V.) Überblick von Claudia Kuttner zu Medienscoutprojekten (bundesweit): www.claudia-kuttner.de/medienscouts-bundesweit Songs und Videos unseres performativen Bildungsreferenten Johannes Kubin gibt’s hier: Der Song „Supernett“ auf YouTube. Johannes Kubin auf Spotify. Weitere Infos und Nachbetrachtungen zum GMK-Forum findet ihr auf der GMK-Webseite.[/vc_column_text][vc_column_text][/vc_column_text][vc_gallery type="image_grid" images="11908,11910,11912,11911,11913,11909,11904,11915,11905,11906,11914,11903"][/vc_column][/vc_row]
[vc_row][vc_column][vc_column_text]Ein Erlebnisbericht vom 7. Potsdamer Eltern-Medien-Tag am 16. Oktober 2022 im Treffpunkt Freizeit.
Greta kniet auf einem Fliegenden Teppich, breitet die Arme aus und segelt durch die Lüfte, so wie in einem Märchenfilm im Fernsehen. Ein paar Meter vor mir sitzt die 8-Jährige allerdings auf dem Boden, alles um sie herum besteht aus grünem Tuch, eine Kamera ist auf sie gerichtet. „Alles, was grün ist, wird ausgekeyed“, erklärt Matt Sweetwood von der Medienwerkstatt Potsdam die sogenannte „Green Box“ oder den „Green Screen“. Jeder denkbare Hintergrund wird einfach eingeblendet: die Mondlandung, ein Berggipfel, ein Ufo, der Fliegende Teppich mitsamt Wolken oder die Wetterkarte. Die findet Clara spannend – während Matt sie heranzoomt und größer macht, übt die 9jährige das Aufsagen von Schnee in Hamburg und Sonne in Berlin – und schon verstehe ich, wie die Tagesschau und manche Tricks im Fernsehen funktionieren. Die Software dazu sei das Open Broadcast Studio und als Open Source kostenfrei zu haben, erklärt mir Matt. Nur die Video Capture Card koste zwischen 50 und 500 Euro. Aber warum ist der Hintergrund eigentlich grün und nicht blau oder rosa? Dafür gibt es eine einfache Erklärung: Grün tragen die wenigsten Menschen, darauf kann man also am einfachsten verzichten. Und wie zum Hohn kommt der kleine Ole mit einem grünen Shirt an, stellt sich vor die Kamera – und wird zu einem Geist ohne Oberkörper, aber mit Händen und lachendem Gesicht.
Ich komme mit Gretas Vater ins Gespräch. „Ich bin hier beim PEM, weil ich in fünf Jahren nicht mit gemobbten Kindern dasitzen will“, sagt Martin mit Blick auf seine beiden Töchter, 6 und 8 Jahre alt. „Was digitale Medien betrifft, hänge ich hinterher und ich finde, dass in der Schule gar nichts passiert. Die Schulcloud liegt brach, und die Rechner im Hort sind nur zum Spielen da. Ein Fach Medienkompetenz wäre so wichtig.“
„Pong“ katapultiert mich ins Kinderzimmer meiner Freundin zurück
Ich bummele weiter durch den Gang im Treffpunkt Freizeit. In einer Ecke sind uralte Rechner mit tiefer Bildröhre aufgebaut, mit Videospielen aus den Anfängen der Siebziger bis Neunziger Jahre. Verzückt entdecke ich das Spiel „Pong“, das mich als Zwölfjährige vor motorische Herausforderungen stellte: eine Trennlinie in der Mitte, zwei Balken, und man steuert den Ball abwechselnd ins andere Feld. Vor dem Atari sitzen zwei Kids und komischerweise finden sie das auch nach ein paar Minuten noch nicht öde. Hier wird auch das Videogame River Raid von 1982 gespielt, das zwei Jahre später wegen angeblicher Kriegsverherrlichung verboten und erst 2003 wieder zugelassen wurde. Vor den heutigen Ballerspielen wie Fortnite und Battle Royale nimmt sich das animierte Flugzeugsymbol geradezu harmlos bis niedlich aus – so ändern sich die Sehgewohnheiten.
Spiele zum Anfassen verbinden Jung und Alt
Im großen Bühnensaal sind lauter Tische aufgebaut, daran sind Alt und Jung in überdimensionale Holzspiele vertieft, sie würfeln, zielen, ziehen und haben offensichtlich viel Spaß miteinander. Ich schaue einem Vater und seiner Tochter zu, da werde ich sogleich eingeladen, mitzumachen: bei einem Brettspiel wie eine liegende Zielscheibe, bei der man Holzscheiben per Fingerschnippen in die Mitte schießen muss. „Die Holzspielzeuge sind faszinierend“, sagt Vater Sascha, „etwas zum Anfassen, ganz simpel, und es hat so etwas Verbindendes.“ Toll findet Sascha auch die alten Computer im Flur, während sein Sohn mit der Grafik nichts mehr anfangen könne. Auch die Mutter Friederike findet den PEM großartig, besonders das Podcaststudio der Medienwerkstatt: „Um Kindern eine Stimme zu geben und auch gerade für Mädchen, damit sie Vertrauen in ihre Stimme bekommen.“
Das Team des Potsdamer Eltern-Medien-Tages 2022.
Kassette und Bleistift? Meine Sternstunde im Quiz!
Auf der Empore läuft das Quiz Kahoot!, angeleitet von Tobias aus der Medienwerkstatt Potsdam. Hier können Eltern und Kinder gegeneinander antreten, wer weiß am meisten über die digitale Welt? Da meine eigenen Kinder heute (leider!) etwas anderes vorhatten, sehe ich mich suchend nach Kindern um, die ich mir „ausleihen“ kann und werde in Jérôme (12) und seiner Mutter Joceline fündig. Das Tolle daran ist, dass wir einfach so per Handy mitspielen können, Code eingeben, Teamnamen wählen und schon geht es los. Welche Haarfarbe hat Rezo? Blau. Seit wann gibt es Instagram? 2010. Wie heißt das meistgespielte Videospiel? Fifa 22. Wie heißt die Plüschfigur aus dem PC-Game „Poppy Playtime“? Huggy Waggy. Bevor Joceline und ich auch nur anfangen können zu denken, hat Jérôme schon die Antwort eingegeben – es geht auch um Schnelligkeit bei den vier Antwortmöglichkeiten. So kämpft sich unser Team „Türkische Pizza“ (auch hier war Jérôme der Schnellste in der Namensgebung) auf Rang 1. Als eine Kassette mit einem Bleistift erscheint und dazu die Frage: „Was macht man damit?“ stutzt Jérôme. Seine Mutter und ich sehen unsere Sternstunde gekommen und jubeln „Bandsalat aufwickeln! Schnell, tipp ein!“
„Wir haben früher viel mehr draußen gespielt!"
Das hat großen Spaß gemacht. Wir Mütter, beide in den siebziger Jahren großgeworden, beide haben wir Söhne im Alter von zwölf Jahren, verstehen uns schnell. Die Jungs zocken in ihrer Freizeit gerne, man selbst fühlt sich machtlos gegen den PC, will es aber auch nicht ganz verbieten – das Kind soll ja nicht ausgeschlossen werden. „Ich fühle mich komplett allein gelassen“, gesteht Joceline. „Bei Fortnite wurde er aggressiv, und auch wenn ich weiß, wie man die Safety-Einstellungen vornimmt – er weiß, wie man diese umgeht.“ Die Erziehungsberatung hier auf dem PEM habe sie schon wahrgenommen und will weiter dranbleiben. Und Jérôme? Der hört sich die Tirade seiner Mutter gelassen an. „Ich spiele gar nicht mehr Fortnite, ich spiele jetzt Minecraft, Baloons Tower Defense VI – aber ich lese auch viel, ich mache Sport, Kajak und Capoeira. Ich glaube, meine Mutter macht sich zu viele Sorgen.“ Ich fühle mich ertappt. Wie Joceline wünsche auch ich mir, mein Sohn würde mehr rausgehen, draußen spielen und nicht so lange vor dem Computer hocken. In Gedanken sehe ich meinen Sohn die Augen verdrehen, die alte Leier kann er nicht mehr hören.
Chill mal, Mama! Die X-Box führt nicht gleich zu Bewegungsmangel
Zeit für die Eltern-Wellness-Lounge. Ein goldener Vorhang nimmt mich auf, ich tauche ein in eine ruhige Oase, im Treppenaufgang hängen Klebezettel mit Denkanstößen wie „Schlafen oder zocken“ „Was stresst?“ oder „Flugmodus nur am Airport? oder „Wer bestimmt deinen Tagesablauf?“ Um das Credo „Digital Detox“ zu untermalen, haben sich Uwe und Sabine von der Medienwerkstatt Potsdam in weiße Anzüge wie Kammerjäger gehüllt, mit Giftflaschen bewaffnet, um Computerviren zu killen? Oder zu viel Medienkonsum? Da ihre Beratung von vielen Eltern beansprucht wird, lasse ich mich in einen der Liegestühle fallen und sinniere anhand der Klebchen über den Medienkonsum meiner Kinder. Kurz zuvor habe ich die Beratung von Jan-Simon von der Fachstelle für Konsumkompetenz Chill Out wahrgenommen. Ist es normal, wenn meine Tochter die Playlist rauf und runter hört und dabei nur malt oder knetet? Sie wünscht sich eine Switch – landet das Ding nicht in einem halben Jahr in der Ecke? Sie soll doch lieber lesen! Und rausgehen! Wir haben doch schon eine X-Box – reicht das nicht? Der 21-Jährige hatte wirklich kluge Einwürfe, zum Beispiel die Empfehlung des Spieleratgebers NRW oder Hinweise zu Klicksafe und Handysektor. Was fürchte ich eigentlich genau? Mangel an Bewegung und Fantasie. Kurzsichtigkeit, schlechte Augen. Warum sind beide Kinder eigentlich nicht mitgekommen? Meine Zehnjährige hat Englisch-Vokabeln gepaukt, Schlagzeug geübt und ist dann zu ihrer Freundin gegangen. Mein Zwölfjähriger hat sich das Tablet geschnappt und ist zu seinem Schulfreund gefahren, um für Erdkunde einen Film zu drehen. Sie sollen Erdbeben erklären und wollen das anhand einer sogenannten Simple Show mit Zeichnungen und Tonaufnahmen erklären – wie sie das im Feriencamp der Medienwerkstatt im letzten Jahr gelernt haben. Das Medium also kreativ einsetzen – besser geht es doch gar nicht! Also, chill mal, ermahne ich mich selbst. Solange deine Kinder noch andere Hobbys haben, Freunde treffen und in der Schule gut mitkommen, gibt es keinen Grund zur Sorge. Das hast du doch gerade Joceline und ihrem echt coolen, medienkompetenten Sohn erklärt!
Käfer im Tablet und ein Eisbär-Tanz zu Beethovens Sonate
Zufrieden verlasse ich die Wellness Lounge, gehe an der Station „Digitales Kinderzimmer“ vorbei, erhasche einen Blick auf eine watschelnde Roboterente am Boden und sehr viele Eltern mit ihren kleinen Kindern, und erreiche den Raum für „Augmented Reality“ und „Virtual Reality“. An die Wand ist das Innere der ISS Raumstation projiziert, daneben – im wahren Leben – probiert ein Mädchen mit „Toaster“ vor den Augen, der VR-Brille, und mit Sensoren an den Händen aus, sich in diesem virtuellen Raum zu bewegen. Greifen, eine Videokassette einschieben – das scheint nicht so leicht zu sein. Aber so faszinierend, dass ich vergeblich auf meine Chance warte, in diese vierte Dimension zu schlüpfen. Dann probiere ich eben die Augmented Reality aus. Auf Malblättern kann man Schmetterlinge oder Käfer bunt anmalen, zudem ist ein QR-Code für die App aufgedruckt. Und nun? Kristin Ehlert von Young Images hilft mir, nimmt ein Tablet, drückt es mir in die Hand. Einfach draufhalten? Ja. Da schlüpft – auf dem Screen – ein dreidimensionaler Käfer aus der Zeichnung, erst weiss, dann wird er farbig und zwar genau in den Mustern, wie ich ihn angemalt habe! Ich bin wirklich fasziniert. Und dann krabbelt das Viech sogar los! Das muss ich unbedingt meiner Tochter zum Geburtstag schenken.
Die anderen Apps beleuchten den menschlichen Körper oder erwecken Musikinstrumente zum Leben. Für meinen virtuellen Besuch im Opernhaus setze ich mir die Kopfhörer auf, doch als ich mit Tablet auf Armeslänge gehalten wie angewurzelt stehenbleibe, lacht Kristin. Daran erkenne man sofort den Unterschied zwischen Eltern und Kindern, die nämlich würden den vorgegebenen Schwüngen auf dem Tablet in natürlicher Weise folgen. Aha! Gesagt, getan. Ich schwinge nun das Tablet nach Anleitung einer Notatur im Takt zur Musik, komme mir etwas doof dabei vor, aber zum Glück schert sich hier keiner um meine zögerlichen Schritte. „Das hat etwas Meditatives, nicht wahr?“ ruft Kristin begeistert. Nun ja, ich komme mir eher so ungelenk vor wie ein auf einer Scholle herumtapsender Eisbär. Es geht eben doch nichts darüber, selbst Musik zu machen. Dennoch kann sich eine Lehrerin vom Leonardo da Vinci Campus in Nauen für die fortschreitende Digitalisierung begeistern: „Wir als Lehrer sind gezwungen, den Unterricht anzupassen. Die Kinder kommen ohnehin mit all dem, was sie gesehen oder ausprobiert haben. Augmented Reality kann ich mir in den Klassen gut vorstellen, vor allem in Kunst, Musik oder LER.“
Das Fazit halte ich kurz: Ich komme wieder, und das nächste Mal mit den Kindern!
Annette Weiß für die Medienwerkstatt
Fotos: MWP|Köppelmann|Parthum|Breitenborn
Einen Podcast zum diesjährigen PEM findet ihr bei Young Sounds: "PEMMM!...der special zum PEM 2022"
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Hallo Potsdam und Brandenburg, hier kommt der Newsletter# 8 aus der Medienwerkstatt Potsdam zum Thema Digital Detox. Nachhaltigkeit und psychosoziale Gesundheit im digitalen Raum sind höchst aktuelle Themen, die auch in der Jugendarbeit, im Schulbereich und in den Familien von großer Bedeutung sind. Vielen setzt der überbordende Medienkonsum gehörig zu. Gerade in einer Zeit, in […]