Spotlight: TikTok

3. Juni 2020

fotografiert im Workshop digital talents, Modul Recht am Bild 2019

Die kostenlose Social-Media-Plattform „TikTok“ ist mit Einwilligung der Eltern ab 13 Jahren zur Nutzung erlaubt und gehört zu den am meisten heruntergeladenen Apps weltweit. „TikTok“ hatte im April 2020 weltweit 178 Millionen Nutzer*innen monatlich. Im Vormonat März waren es 159 Millionen. Dank Corona ging es also auch für TikTok rasant aufwärts.

Quelle: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1051010/umfrage/anzahl-der-monatlich-aktiven-tiktok-nutzer-ueber-android-weltweit/

Nutzerinnen der App, die noch nicht 16 Jahre alt sind, können seit Ende April 2020 keine privaten Nachrichten mehr versenden oder empfangen. Damit hat das chinesische Unternehmen „Bytedance“, welches hinter „TikTok“ steht, auf Cybergrooming und -mobbing-Vorfälle reagiert.

Was ist TikTok und wie funktioniert´s?

In der App können die Nutzer*innen eigene Inhalte in Form von Videos, Fotos, Mikroblogs und Umfragen erstellen und teilen. Die Länge der Inhalte variiert und ist von einigen Sekunden bis zu einigen Minuten lang. Die Beiträge können mit Likes und Kommentaren versehen werden und bieten damit eine Interaktion, selbst wenn man keine eigenen Inhalte erstellt. Registrieren kann sich, wer eine Emailadresse oder eine Telefonnummer hat. Es besteht auch die Möglichkeit, eventuell bereits vorhandene Facebook- oder Twitter-Daten für die Registrierung zu nutzen.

Die Inhalte werden als personalisierte Informations-Feeds, die auf maschinelle Lernalgorithmen zurückgreifen, angezeigt. Das heißt, wenn ein Video unter Angabe bestimmter Hashtags mit Likes versehen wird, so tauchen mehr Videos in dem personalisierten Feed auf, die dieselben Hashtags nutzen. „TikTok“ merkt sich, was wir gern schauen, was uns gefällt und zeigt uns mehr davon.

Wer sich dazu entscheidet, ein eigenes Video zu drehen, kann dies anhand der von „TikTok“ vorgegebenen Effektpalette einfach editieren. Das kann von einem einfachen Video ohne Effekte bis zu einem bunten Potpourri reichen.

„TikTok“ ist bunt und lebt von der Kreativität, Interaktivität und der Kommunikation der Nutzer*innen in Form von Kommentaren, dem Teilen und dem Liken der Videos sowie natürlich dem Erstellen und Hochladen eigener Videos. Ein wesentlicher Teil des Erfolgs ist die Nutzung von beliebten Musikschnipseln und der Humor mit dem die Nutzer*innen ausgestattet sind. Die Inhalte können mehrfach gelikt werden und damit eine hohe Reichweite in kurzer Zeit erreichen. Dementsprechend steigt das Video/der Inhalt im Ranking auf und landet so in den Feeds der anderen Nutzer*innen.

Datenschutz

Wer sich die App auf sein Endgerät lädt und sich registriert, der gibt eine Menge persönlicher Daten preis. Mit der Einwilligung der allgemeinen Geschäftsbedingungen gehen viele sensible Daten an das Unternehmen „Bytedance“. Laut der Datenschutzerklärung von „TikTok“ sind das folgende Daten:

  • Name, Benutzername, E-Mailadresse und Telefonnummer
  • technische Daten des Endgerätes, wie Geräteinformationen, Geräteidentifikationsmerkmale, Gerätemodell, Betriebssystem, Zeitzonen-, Sprachauswahl und andere lokale Einstellungen
  • IP-Adressen
  • Browserverlauf
  • Mobilfunkanbieter
  • Informationen die durch Kommentare und Likes hinterlassen werden
  • Kommunikationspräferenzen
  • Inhalte gesendeter Nachrichten und deren Empfänger

Mit diesen gesammelten Daten kann ein umfassendes Persönlichkeitsprofil erstellt werden, um gezielt Werbung anzuzeigen. Gemäß der Datenschutzerklärung der App werden auch Daten an Drittanbieter gegeben.

Quelle: https://www.tiktok.com/legal/privacy-policy?lang=de

Kritik

In letzter Zeit gab es auch immer wieder Kritik am Vorgehen des Unternehmens, wenn Videos erstellt wurden, die nicht mit den Regeln Chinas konform gehen. So entfernte „Bytedance“ zwischenzeitlich ein chinakritisches Video der „TikTok“-Nutzerin Feroza Aziz. In ihrem Beauty-Video ging es nur am Anfang und am Ende um Kosmetik. Zwischen den Tipps für einen tollen Wimpernschwung forderte sie ihre Zuschauer*innen auf, die Wimpernzange wegzulegen und in ihren Handys nachzuschauen, was aktuell in China passiert. Sie spricht über die systematische Verfolgung der Uiguren. Über Konzentrationslager, Menschenrechtsverletzungen und auseinandergerissene Familien. Das Video wurde millionenfach angesehen. Mittlerweile hat sich „Bytedance“ dazu geäußert und das Video ist wieder online.

Was zusätzlich in der Vergangenheit negativ auffiel ist, dass die App Inhalte von Menschen mit Einschränkungen oder auch queeren Nutzer*innen versteckte und damit die Reichweite dieser Menschen einschränkte.

Quelle: https://netzpolitik.org/2019/tiktoks-obergrenze-fuer-behinderungen/

Fazit

„TikTok“ hat einen cleveren Algorithmus. Und die App, beziehungsweise das, was die Nutzer*innen damit machen, kann wirklich enorm viel Spaß und Freude bereiten und trägt durch die weltweite Verbreitung sogar in gewisser Weise zur interkulturellen Verständigung bei. Kritisch zu sehen ist jedoch das teilweise unnötige Sammeln unserer Daten. Es bleibt zu hoffen, dass die riesige Community das Unternehmen weiterhin höchst kritisch begleitet und immer wieder ihre Rechte einfordert.