Es werde Licht! Konkretes Projekt, abstrakte Kunst

31. Januar 2022

Light Painting ist eine kreative Technik, bei der durch lange Belichtungszeiten verblüffende und sehr grafisch wirkende Fotomotive entstehen. Das ist außerordentlich spannend! In den letzten Jahren gab es einen regelrechten Boom dieser künstlerischen Arbeiten. Im Januar haben Enrico Schuhmacher vom Kinderklub „Unser Haus“ und ich (Johannes Nowak von der Medienwerkstatt Potsdam) den Kindern und Jugendlichen des Schlaatzer Jugendclubs „Alpha“ solch ein kreatives Fotoprojekt angeboten. Die Resonanz war toll. Ziel war es, ihnen einen neuen Raum künstlerischer Selbstdarstellung zu eröffnen. Damit können sie sich kreativ einbringen und dem Thema Fotografie nähern. Mal nicht nur knipsen und Selfie machen, sondern sich inszenieren und in Szene setzen lassen. Im besten Falle ermöglicht das auch, räumliches Denken zu fördern.
Die Teilnehmenden sollten mit Ihren Smartphones eine artifizielle Belichtung kreieren und durch Bewegungen Symbole, Schriften und Bilder schaffen. Dafür mussten Sitzgelegenheiten und die Tischtennisplatte weichen, um ausreichend Raum zu haben. Im dunklen Raum haben wir dann die ersten Fotos gemacht und dabei selbst das „Light Painting“ übernommen. Die Ergebnisse haben wir im Anschluss gleich gezeigt und diskutiert. Das ist auch ein Weg, den Zugang zu dieser abstrakten Kunst zu erleichtern. Und für die Teilnehmenden war es ja gar nicht abstrakt, sondern sehr konkret – eine Herausforderung, im dunklen Raum zu agieren und ein Verständnis zu entwickeln, wie Light Painting läuft.

So funktioniert’s

Dann ging’s richtig los. In einer Zeitspanne von 20 Sekunden pro Bild (Belichtungszeit) konnten die Teilnehmenden nun selbst mit Ihren „Malwerkzeugen“, also i.d.R. die eigenen Smartphones, in der Luft malen oder schreiben und Ihre Lichtbewegungen wurden mit der Kamera festgehalten. Jungs und Mädchen haben sich mit Modelstehen und Licht setzen abgewechselt. Für die Belichtungen nutzten wir zumeist unterschiedliche Farben, die bildausfüllend von den Displays der Smartphones auf die Modelle schienen. Die abzulichtende Person darf sich 20 Sekunden lang nicht bewegen! Ganz schön lang, probiert’s mal aus. Die lichtsetzenden Personen waren indessen voll in der Bewegung und „malten“ das Model mit Ihren Handydisplays an. Das konnten dann auch schon mal Hasenohren sein. Für rote Farbe kann man beispielsweise die Finger vor das Handylicht halten. Clever. Sind die Lichtsetzer zu langsam, gibt’s „Geistereffekte“. So waren mal Beine oder ein verschwommenes Gesicht auf den Fotos zu sehen. Gespenstisch.

Soziales, bestärkendes Event

Schon nach einer halben Stunde entwickelte sich eine interessante Dynamik. Besonders nach den langen Belichtungen stieg die Spannung. Da unsere Profi-Kamera bei 20 Sekunden Belichtung nochmal 20 Sekunden für die „Entwicklung“ des Fotos – oder präzise formuliert: für Rauschreduzierung – benötigte, wurde der Countdown, der auf dem Display der Kamera angezeigt wurde, lautstark von den Teilnehmenden bejubelt und angefeuert. Es macht also auch noch Spaß und ist als Teamwork ein tolles, bestärkendes soziales Erlebnis. Vor allem die selbstdarstellerischen Fotos wurden von den Teilnehmenden gefeiert. Sofort fielen Stichworte wie Instagram und andere Plattformen, auf denen sich Kinder und Jugendliche mittels geposteter Fotos letztlich auch Anerkennung abholen.
Unser Fazit: Der Großteil der Kinder und Jugendlichen nahm das Angebot prima an. Nach den Winterferien werden wir uns mit den Kindern und Jugendlichen treffen, um über die Fotos nochmal gemeinsam zu diskutieren. Und es wird nicht das letzte Lightpainting im Schlaatz gewesen sein. Leuchtende Augen garantiert!

Johannes Nowak für die Medienwerkstatt

Johannes Nowak und Enrico Schuhmacher sind Studenten im Dualen Studiengang Medienbildung und pädagogische Medienarbeit an der Fachhochschule Clara Hoffbauer Potsdam.