Schon mal vom Lokzirkus oder von Johann Kunckel gehört? Und wie entstand eigentlich Babelsberg? Schüler:innen der Goethe-Grundschule sind diesen Fragen nachgegangen und haben mit Unterstützung des Museums Weberstube gemeinsam mit der Medienwerkstatt Potsdam drei Kurzfilme über die Historie Babelsbergs gedreht. Außerdem produzierten Schüler:innen des Bertha-von-Suttner-Gymnasiums Film- und Audiobeiträge zur Geschichte des Stadtteils. Nun luden alle Beteiligten am 1. Juli 2023 zur Filmpremiere ins Thalia-Kino ein. Aufgrund der großen Nachfrage wurde die Veranstaltung in den großen Saal verlegt. Zu Recht – viele Kinder mit ihren Eltern und Familien, Lehrer:innnen, Vereinsmitglieder und Interessierte kamen. Die Neugier war groß, die Aufregung bei den Kindern ebenso. Wer träumt nicht davon, sich oder seinen Namen mal auf einer großen Kinoleinwand zu sehen?
Pünktlich um 10.00 Uhr gings los. Durch das Programm führten Silvio Schelle von der Akademie für Ehrenamtlichkeit und die Schülerin Aline Basekow von der Goethe-Grundschule, die selbst auch in den Filmen zu sehen ist. Bei aller Freude und Aufregung bietet so eine Filmpremiere auch Gelegenheit den Entstehungsprozess zu reflektieren. Deswegen gab es bei der Matinee neben den Filmen auch Infos und Gespräche zu den Projekten und Teams. Als erstes wurden Kirsti Dautzenberg und Uwe Breitenborn auf die Bühne geholt. Sie haben das Projekt koordiniert und erläuterten Kontexte und einzelne Projekt-Pakete. So wies Kristi Dautzenberg, Vorsitzende des Förderkreises Böhmisches Dorf Nowawes und Neuendorf e.V., nochmal auf das Engagement und die Bedeutung des Museums Weberstube und die Ziele des Verbundprojektes hin. Uwe Breitenborn von der Medienwerkstatt betonte, wie wichtig es in der medienpädagogischen Arbeit ist, die Selbstwirksamkeit der Kinder zu stärken. Außerdem steht das Projekt beispielhaft für zeitgemäße Formen von Vernetzung und Wissenstransfer in Potsdam. Was das bedeutet, wurde dann anschaulich.
Babelsberger Geschichten – Medienpädagogische Arbeit
Der Filmreigen startete mit einem Trailer zu den Filmen und Podcasts, die von Schüler:innen des Bertha-von-Suttner-Gymnasiums produziert wurden. In den „Babelsberger Geschichten“ geht es um verschiedene Aspekte der Geschichte des Ortsteils und um Naturdenkmäler. Die Produktionen wurden seitens der Medienwerkstatt von Grit Sujata und Johannes Kubin medienpädagogisch begleitet. Wie das so lief und warum Babelsberg ein cooler Ort ist, darüber sprachen auf der Bühne die beiden Gymnasiasten Ludwig Mautsch und Henning Hasenleder. Pünktlich zur Filmmatinee wurden die Beiträge der Schüler:innen auf dem Kinder- und Jugendportal der Landeshauptstadt www.hastnplan.de veröffentlicht. Unter dem Button Kultur & Bildung > Museum und Geschichte sind die „Babelsberger Geschichten“ zu finden. Vor dem Trailer gab‘s übrigens einen 30-sekündigen Blick in die Zukunft, nämlich einen Teaser zu einem virtuellen Museumsrundgang in der Weberstube, der in Zusammenarbeit mit drei Studentinnen des Studienganges Europäische Medienwissenschaft der Universität Potsdam realisiert wird. Das Projekt wird nach dem Sommer online gehen.
Filmproduktion
Babelsberg ist eine Filmstadt. Warum nicht in der Schule Filme drehen, die im Digitalen Schaufenster des Museums Weberstube gezeigt werden können? Das war die Ursprungsidee. Daraus wurde nun viel mehr. Seit Herbst letzten Jahres gab’s in der Goethe-Grundschule drei Tage, an denen die Schüler:innen des Teams um Yvonne Sakulowski, gemeinsam mit dem Filmemacher Matt Sweetwood und Antje Stein aus der Medienwerkstatt drehten. Und bis drei Tage vor der Premiere wurde in der Postproduktion sogar noch an der aufwendigen Szenenanimation gearbeitet. Es hat sich gelohnt. Als Darstellerin hat Moderatorin Aline alle Filmdrehs hautnah erlebt. Sie wusste, wovon sie sprach und wartete zunächst mit ein paar beeindruckenden Fakten auf. Obwohl die Filme insgesamt nur reichlich 20 Minuten lang sind, wurde dafür etwa 1.200 Minuten in der Aula gedreht. Die wichtigste Kulisse war knallgrün und besitzt eine Fläche von ca. 36 Quadratmetern – der Greenscreen. Es wurden über 100 Quadratmeter Pappe für Requisiten verbraucht. Was am Filmset hinter der Kamera so alles los war, davon berichteten auf der Bühne zunächst die vier Schüler:innen Lucia, Lucy, Hannah und Jesse. Sie erzählten, wo die bezaubernden Kostüme herkamen, wie aufwendig es war, die Kulissen zu zeichnen und wie es so ist, seine Mitschüler:innen zu schminken.
Endlich Premiere
Dann war es so weit. Licht aus, Film ab! Als erstes kam der „Lokzirkus“. In ihm geht es um die wechselvolle Geschichte der Babelsberger Lokhalle. Das Werk wurde von Orenstein und Koppel gegründet, die als Juden in der Nazizeit nach Amerika fliehen mussten. Nach dem Krieg wurden dann noch bis 1976 im VEB Lokomotivbau „Karl Marx“ Loks gebaut. Der zweite Film „Die Sage von Babelsberg“ widmet sich der Entstehungsgeschichte des Stadtteils. Es geht um einen bösen Ritter, hilfreiche Zwerge und die tapfere Mechtel. Außerdem wissen wir jetzt, warum Babelsberg nur zwei Hügel hat. Im dritten Film „Der Glaszauberer Johann Kunckel“ geht es um den Alchemisten, der zu Zeiten des Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm hier vor Ort das Rubinglas erfand. Die Stoffe sind also nicht trivial. Historische Fakten und Bedeutsames für Potsdam und Babelsberg sind eng verwoben. Umso überraschender ist das Ergebnis, das durch seine künstlerisch-technische Finesse und Dramaturgie überzeugt, mit der diese Geschichten leicht und auch humorvoll erzählt werden. Das Publikum sah es genauso. Es gab langen und tosenden Applaus, ganz besonders, als Yvonne Sakulowski (Konzeption und Regie) ihr Darstellerensemble – also die Kinder – sowie Matt Sweetwood und Antje Stein auf die Bühne holte. Die Kinder waren sichtlich gerührt und begeistert. Viele der anwesenden Gäste ebenfalls. Es gab Publikumsfragen und immer wieder viel Applaus.
Wo kann ich die Filme sehen?
Sie werden im Digitalen Schaufenster des Museums Weberstube in der Karl-Liebknecht-Str. 23 zu sehen sein. Online sind sie auf dem YouTube-Kanal der Medienwerkstatt und auf der Projektseite (inkl. mehr Informationen) zu finden. Vielleicht gibt es auch nochmal ein Kinoevent, bei dem sie laufen. Zu wünschen wäre es, denn im Thalia-Kino Potsdam waren die Filme ganz großes Kino.
Alle Infos zum Projekt „Digital Storytelling – Die Geschichte Babelsbergs neu entdecken“
Hier gehts zum Kinder- und Jugendportal Hastnplan.
Die Vorhaben wurden im Rahmen des Verbundprojektes „Digital Storytelling – Die Geschichte Babelsbergs neu entdecken“ umgesetzt, das vom Förderkreis Böhmisches Dorf Nowawes und Neuendorf e.V. und dem Förderverein Alte Neuendorfer Kirche und Neuendorfer Anger e.V. auf den Weg gebracht wurde (NEUSTART KULTUR). Die Projekte an den Schulen starteten im September vorigen Jahres. Ziel war es, gemeinsam mit den Kindern und Jugendlichen digitale Formate über Babelsberg zu entwickeln, um historisches Wissen zu vermitteln und erlebbar zu machen.