AKKJ-Fachtag zum Thema „Medien“. Ganz digital.

11. Mai 2021

Der Fachtag des Arbeitskreises Potsdamer Kinder- und Jugendfreizeiteinrichtungen (AKKJ) wurde am 25. März 2021 als Online-Konferenz von der Medienwerkstatt (MWP) durchgeführt. Das diesjährige Motto „Medien“ lag unter dem Eindruck der Coronapandemie auf der Hand, denn die Kinder- und Jugendklubs sehen sich mit vielen Aspekten der Mediennutzung ihrer Dialoggruppen aber auch bei ihren eigenen Arbeitsprozessen konfrontiert:
Jugendmedienschutz, DSGVO, Social-Media-Kultur, Gaming, Videochats. Corona bedingt fand der Fachtag das erste Mal komplett online statt. Nicht nur für das Team der Medienwerkstatt war das eine Herausforderung.
Die ca. 50 Teilnehmenden aus 18 Potsdamer Kinder- und Jugendklubs waren somit den gesamten Tag an den Bildschirmen via Videokonferenztool BigBlueButton zugeschaltet. Das war neu, manchmal anstrengend, funktionierte aber alles in allem erstaunlich gut und reibungslos, auch wenn mal bei einer CPU-Höchstauslastung des Servers das Bild gefror oder eine Prezi verzögert startete. Das Team der MWP um Organisatorin Katja Altenburg hatte sich mächtig ins Zeug gelegt, um den Tag technisch stabil, inhaltlich anregend und klar strukturiert zu gestalten. So gab es im neu eingerichteten Studio der Medienwerkstatt auch eine Moderation von der Leiterin Ute Parthum mit Live-Stream und Studio-Gespräch, was alles gut einrahmte. Alles online, das ersetzt natürlich nicht die soziale Interaktion und den Austausch mit den Kolleg:innen, der bei einem Vor-Ort-Termin möglich gewesen wäre, zumal nicht alle per Video zugeschaltet waren. Aber Chats und Schalten wurden trotzdem hinreichend genutzt, um zu fragen, zu kommentieren und in den Workshops mitzuarbeiten. „Besonders gefallen hat mir, dass trotz der digitalen Durchführung auf praktische Methoden zurückgegriffen wurde.“, so eine Teilnehmerin in unserer Umfrage.

Inputs

Der Tag teilte sich in zwei Teile: Vormittags gab es zwei Inputs, am Nachmittag wurde vier Workshops in zwei Durchläufen angeboten. Den Auftakt machte Dr. Uwe Breitenborn, Medienwissenschaftler und Bildungsreferent der MWP mit einem Input über „Rolemodels in Streaming- und TV-Angeboten“. Nicht erst seit der Coronakrise gilt auch bei Jugendlichen: Streaming boomt, Fernsehen bleibt unverwüstlich. Studien bestätigen diesen Trend (z.B. JIM 2020). Fernsehen sowie Netflix und Co. bieten Kindern und Jugendlichen Angebote, die an ihre Lebenslagen anschlussfähig sind. Daher ist es wichtig, sich Rolemodels und Handlungsmuster populärer Formate anzuschauen und zu fragen, wo positive Aspekte zum Tragen kommen, aber auch in welchen Produktionen desorientierende Perspektiven angelegt sind. Ob Joko & Klaas, „Damengambit“ oder Casting- und Realityshows – manche fokussieren das Empowerment, andere bewegen sich provokant zwischen Mobbing und Niedertracht. Er zeigte aber auch Anknüpfungspunkte für die Jugendarbeit auf: mit den Kids über Medieninhalte sprechen, die sie bewegen, auf interessante Angebote hinweisen.
Denise Beckmann – Medienpädagogin und Bildungsreferentin der MWP für das Projekt “digidu” – schloss daran an und zeigte in ihrem Vortrag „Influence or influenced – zwischen Ikonisierung und Manipulation“ auf, welchen Einflüssen Kinder und Jugendliche bei der Nutzung digitaler Medien ausgesetzt sind und warum diese identitätsstiftend sein können. Denn digitale Lebenswelten sind für Kinder und Jugendliche längst fester Bestandteil ihrer alltäglichen Realität, sie orientieren sich auf den verschiedensten Plattformen und folgen Influencer:innen. Anhand von Beispielen von Plattformen wie YouTube, Instagram und TikTok zeigte sie sehr anschaulich, dass der Grad zwischen Ikonisierung und Manipulation in Hinblick auf die Influencer:innen sehr schmal sein kann. Dabei ist in der Jugendarbeit die Auseinandersetzung mit Themen wie digitale Zivilcourage vs. Hatespeech, Diversität vs. Stereotype oder Bodypositivity vs. Bodyshaming wichtig.

Workshops

Nachmittags ging‘s dann in die Workshops. „Gaming in der Jugendarbeit“ war das Thema bei Danny Schwanbeck (Schulsozialarbeiter an der Gesamtschule Am Schilfhof). Carolin Bollmeier und Sarah Oster von der Online-Beratung Juuuport sprachen über „Cybermobbing und Peer-to- Peer-Konzepte“. Uwe Breitenborn und Social-Media-Expertin Lilli Parthum boten unter dem Titel „We like it!“ einen Workshop zu Instagram und Co in der Jugendarbeit an. Die Erziehungswissenschaftlerin Sabine Müller-Bunzel und Johann Albert machten spielerisch in ihrem Workshop „Soziale Netzwerke verstehen – Das Medienkompetenzspiel Junait“ auf Potenziale und Risiken wie Chatbots, Datenklau, Werbung und Spam aufmerksam. Am Ende gab’s noch eine kurze Reflexionsrunde mit Fazit im Studio der Medienwerkstatt. Schon während der Veranstaltung, aber auch in der anschließenden Online-Umfrage überwogen die positiven Einschätzungen zum Online-Fachtag, wofür drei Zitate exemplarisch stehen können: „Alles in allem hat es mir sehr gut gefallen und ich war positiv überrascht vom Format digitaler Fachtag.“ „Danke an die Medienwerkstatt Potsdam für die tolle Vorbereitung und das Engagement.“ „Danke, dass es trotz Corona möglich war, einen Fachtag zu haben.“
Natürlich sind wir uns auch der Defizite solch eines Online-Fachtages bewusst. Wir hoffen, dass der nächste Fachtag 2022 dann wieder live und „distanzlos“ stattfinden kann. Reine Online- Formate erfordern ein gehöriges Mehr an Vorbereitung, an Interaktionsmanagement und technischen sowie personellen Ressourcen. Für uns als Medienwerkstatt war dies ein intensiver Lernprozess, aber natürlich auch ein Tag zur Freude. Danke nochmal an alle Beteiligten und Unterstützer:innen. Auf bald.

Annette Weiß

Foto: Medienwerkstatt Potsdam