Digitale Kinder- und Jugendarbeit – von 0 auf 100?

31. März 2020

Die Kinder- und Jugendeinrichtungen sind geschlossen und viele Fachkräfte fragen sich, wie sie ihre Arbeit nun digital gestalten können, um so mit den Kids in Kontakt zu bleiben und sie zu unterstützen. Deswegen haben wir uns auf die Suche nach Beispielen aus der Umgebung gemacht, wie digitale Kinder- bzw. Jugendclubarbeit aussehen könnte. Ihr findet im Artikel ein Beispiel aus dem Kinderclub Arche in Potsdam-Drewitz und eine Idee aus einem Jugendclub in Königs Wusterhausen. Außerdem gibt es weitere Tipps für Tools und Links, die euch hier inspirieren und weiterhelfen können.

Digitale Kinderclubarbeit Best Practice Beispiel: Arche in Drewitz

Bild 1 Aufgabe der Arche an die Kids via Broadcast verteilt (erstellt mit Adobe Spark APP)

Die Arche mit ihrem Kinderclub in Potsdam-Drewitz hat bereits einige Ideen entwickelt, wie sie mit den Familien den Kontakt aufrechterhalten und sie so weiterhin informieren, beraten und auch ganz praktisch unterstützen können. Am 24.03.2020 haben wir dazu mit Christoph Olschewski, dem Leiter der Arche Potsdam, telefoniert und er hat von der aktuellen digitalen Arbeit berichtet:
Die Arche hat via WhatsApp verschiedene Broadcasts eingerichtet. Broadcasts sind eine gute Möglichkeit, Nachrichten an viele Empfänger*innen gleichzeitig zu verschicken, ohne dass es ein klassischer Gruppenchat wird. Also: Man selbst verschickt an viele gleichzeitig eine Nachricht (auch Foto, Video, Sprachnachricht usw.), der/die Empfänger*in sieht nicht die anderen Beteiligten und kann nur dem bzw. der Sendenden direkt antworten.
Es gibt verschiedene Broadcast-Kanäle bei der Arche: Einen für die Eltern mit Infos, einen direkt für die Kids mit Kommunikationsangeboten, kleinen Tagesaufgaben etc und kleinere Gruppen, wo sich die Familien direkter mit den Pädagog*innen vernetzen können. So kann die wichtige Beziehungsarbeit auch in diesen Zeiten fortgesetzt werden, es findet Beratung und praktische Unterstützung statt. Die Arche sammelt derzeit hierfür auch Handys, um die Kinder bzw. Familien bei Bedarf entsprechend mit Geräten ausstatten zu können.
Weiterhin unterstützt die Arche die Kinder digital bei ihren Schulaufgaben: Hierfür wird bspw. Zoom genutzt. Zoom ist eine von vielen Möglichkeiten (wie auch jitsi oder edudip) Videokonferenzen bzw. Livestreams anzubieten. Hierüber organisiert die Arche Gruppenangebote, also bspw. als Unterstützung bei den Schulaufgaben oder kleine Austauschrunden zu bestimmten Themen.
Ganz neu entsteht gerade ein eigener (privater) YouTube-Kanal. Täglich von 15-16:00 gibt es hier live für die Kinder kleine Mutmacher: Es wird gesungen, vorgelesen, es gibt kleine Aufgaben und Challenges. Und freitags wird es auf diese Weise auch die KidsParty weiterhin geben – nur online.

Wenn ihr daran Interesse bzw. Rückfragen habt, könnt ihr euch gerne an die Arche wenden: potsdam@kinderprojekt-arche.de.

Digitale Jugendclubarbeit Best Practice Beispiel: Virtueller Jugendclub dank Minecraft – Ein Beispiel aus Zernsdorf (Königs Wusterhausen)

Bild 2 Der mit Minecraft nachgebaute Jugendclub

Auf der Suche nach Möglichkeiten für die digitale Jugendarbeit landeten wir in Zernsdorf. Dieser kleine Ort mit knapp 4.000 Einwohnern gehört zu Königs Wusterhausen und hat einen eigenen Jugendclub. In einem Telefongespräch hat uns der vor Ort tätige Sozialarbeiter Sebastian Pösel vom virtuellen Jugendclub berichtet:
Auf Wunsch der Jugendlichen entstand dort schon vor Jahren ein eigenes Minecraft Angebot für die Jugendclubnutzer (die Mädchen fühlten sich von dem Angebot nicht angesprochen und konnten hier bisher nicht eingebunden werden). Man entschied sich technisch für die am wenigsten aufwendige Möglichkeit und mietete über Nitrado einen Spielserver. Die Jugendlichen haben sich via Minecraft ihren Jugendclub virtuell nachgebaut. Neben dem Bauen kann aber auch miteinander gespielt werden, bspw. finden in Teams Schatzsuchen und Erkundungstouren statt. Sozialarbeiter Sebastian Pösel spielt mit, gibt technischen support – aber vor allen Dingen: Er bleibt so für die jungen Menschen weiter ansprechbar und in Kontakt mit ihnen. Für den einfacheren Austausch chatten sie über Discord. Hier erfährt er von den Sorgen und gibt Tipps, wie die Kids ihren Alltag jetzt strukturieren können. Vor allem die spieleaffinen Jugendlichen kann man so erreichen und mitunter auf ausuferndes Spieleverhalten eingehen. Die älteren Jugendlichen bringen sich aber v.a. auch mit ihrem Wissen ein, unterstützen Jüngere und suchen nach Lösungen, wenn es technisch mal hakt. So sind sie alle gemeinsam Lernende – Sebastian eingeschlossen, der schon auch mal heimlich Begriffe googelt oder Minecraft übt, um mithalten zu können.
Mit dem Minecraft-Angebot erreicht der Club die Jungen zwischen 12 und 16 Jahren, z.T. auch schon ab 10 Jahren. Die Kids sind sehr froh, so miteinander in Kontakt bleiben zu können und Ansprechpartner außerhalb der Familie in diesen Zeiten zu haben.
Wenn ihr ähnliches vorhabt und detailliertere Infos braucht, versucht euch Sebastian im Rahmen seiner (zeitlichen) Möglichkeiten weiterzuhelfen. Ihr erreicht ihn per Mail basti@sjr-kw.de oder Handy 0177-292 66 44.
Hier könnt ihr euch anschauen, wie so was aussehen kann: https://www.youtube.com/watch?v=BxcPBW4_aAM&t=1s

Weitere Ideen & Tools

Neben diesen beiden Praxisbeispielen stellen wir euch hier noch Links und Tools für weitere Ideen vor.

BAG OKJE stellt Fachzeitschrift zu Digitaler Jugendarbeit kostenlos zur Verfügung

Aus gegebenem Anlass stellt die Bundesarbeitsgemeinschaft Offene Kinder- und Jugendeinrichtungen e. V. die Fachzeitschrift OJA 01/2019 „Digitale Jugendarbeit“ als PDF kostenlos zur Verfügung.
Außerdem findet ihr auf deren Homepage einen extra Bereich zum Thema “Offene Kinder- und Jugendarbeit in Corona-Zeiten“ mit weiteren Infos und der Möglichkeit, sich zum Thema auszutauschen.

Digital Youth Work

Diese Seite entstand als europäisches Erasmus+ Projekt mit sechs verschiedenen Partnern aus sechs Ländern. Ihr findet hier jede Menge Material, Methoden und Best Practice Beispiele. Unter der Rubrik „Tips for Online Youth Work“ findet ihr darüber hinaus eine Liste von 22 Ideen, was man in der aktuellen Coronazeit mit den Kids online machen kann.

Junait

Junait ist ein Medienkompetenzspiel, dass eigentlich für den Einsatz im Unterricht oder Freizeiteinrichtungen konzipiert wurde, sich aber auch komplett digital umsetzen lässt. Bei diesem Spiel lernen Kinder von ca. 8 bis 12 Jahren in einer geschützten Umgebung spielerisch den Umgang mit sozialen Netzwerken. Wenn ihr eine Gruppe anmeldet, erhaltet ihr einen geschützten Zugang und könnt virtuell durchspielen, was es bedeutet, in sozialen Netzwerken Freunde zu finden und miteinander zu chatten. Es lauern hier auch einige Gefahren und Stolpersteine wie Virenmails, unbekannte Personen und Privatsphäre-Einstellungen. Den unbedingt wichtigen Reflexionsteil, den man sonst im direkten Austausch vor Ort durchführen würde, müsst ihr dann allerdings in einen virtuellen Raum übertragen und bspw. per Videokonferenz umsetzen.
Das Angebot steht kostenfrei zur Verfügung. Ihr findet online interaktive Schritt-für Schritt Anleitungen, die euch die Umsetzung recht leicht machen sollten.

Learning Snacks

Hier findet man zahlreiche Quizze zu verschiedensten Themen. Aber noch besser: Ihr könnt hier eure eigenen kleinen Umfragen und Quizze erstellen. Das geht richtig einfach und lässt sich sehr gut auch mit den Kids zusammen machen. Vom Layout her ist das Ganze wie ein Chat aufgebaut und funktioniert webbasiert auf allen Geräten. Ihr müsst euch nur einmal mit Mailadresse und Passwort anmelden, dann könnt ihr ein eigenes Quiz erstellen und dies mit anderen teilen. Wenn ihr ein „Klassenzimmer“ erstellt, habt ihr einen eigenen Bereich für eure Gruppe und könnt zuweisen, wer an welchem Quiz arbeiten darf.
Hier findet ihr im Learning Snack Style erklärt, was das ist: https://www.learningsnacks.de/share/15280

Adobe Spark App

Mit der App von Adobe „Spark Post“ ist es möglich, schnell und einfach Bilder für euren nächsten Post zu erstellen. Ein Beispielbild seht ihr unter Best Practice von der Arche. Besonders toll sind die „Animationen“ – hier könnt ihr in die Bilder bewegliche Elemente einbauen, was sich z.B. bei Challenges und Tagesangeboten super macht, um in Interaktion zu treten. Hier müsst euch mit Mailadresse und Passwort anmelden und könnt dann einiges kostenlos machen. Für weitergehende Möglichkeiten muss man die Bezahlversion erwerben.