Among Us in der Medienwerkstatt

14. Dezember 2020

Unter Kolleginnen – Among Us in der Medienwerkstatt

Im Dezember testete das Team der Medienwerkstatt Among Us, um selbst Erfahrungen zu sammeln und zu sehen, wie die derzeit bei den Kids stark angesagte Gaming-App funktioniert und einsetzbar ist. Ist der Hype berechtigt? Lohnt sich das Spiel? Ja, es hat mächtig Spaß gemacht und ist auch als familiäre Aktivität empfehlenswert. Natürlich kann man sich auch tief in die Augen schauend an den Tisch setzen und Werwolf oder Mafia spielen. Das sind quasi die analogen Vorgängermodelle des Multiplayer-Spiels. Bis zu zehn Spieler und Spielerinnen können in der digitalen Variante miteinander agieren. Je nach Gruppengröße gibt es ein bis drei sogenannte Impostors. Das sind die Betrüger, denn sie haben die Möglichkeit, die anderen Crew Mates (Mitspieler) zu eliminieren. In anderen Spielkontexten würden die Kids wohl „Mörder“ zu dieser Spielerrolle sagen. Von einem Killerspiel ist Among Us allerdings weit entfernt, die Spielanmutung im Spaceship-Setting ist eher niedlich denn martialisch. Es wird getrippelt und geschlittert, kuriose, simple Aufgaben sind zu lösen. Ziel ist es, herauszubekommen, wer die unbekannten Impostors sind und diese zu enttarnen oder alle Aufgaben gemeinschaftlich abzuarbeiten. Dann endet die Spielrunde. Hierzu muss man die anderen beobachten, kann aber auch mit ihnen kollaborieren. Aber aufgepasst! Jeder könnte ein Impostor sein. Die Spielenden können auch Meetings einberufen, in denen man seine Erkenntnisse austauscht und abstimmen kann, wer denn der “bedrohliche” Mitspieler sein könnte. Das alles ist vergnüglich, es braucht aber auch ein bisschen Zeit, ehe Spielunkundige den richtigen Dreh rausgefunden haben. Die Spieldauer ist pro Runde je nach Diskussionsfreude etwa mit 5 bis 20 Minuten anzusetzen.

Pädagogische Qualitäten

Das Spiel ist schon seit 2018 am Start und wurde vom US-amerikanischen Indie-Studio InnerSloth entwickelt. Es ist derzeit als App und Game für Android, iOS und Microsoft Windows erhältlich, wobei sich die Kosten je nach Angebot derzeit bis auf max. 4 Euro belaufen. Populär wurde die Spiele-App vor allem über die Streaming-Plattform Twitch, bei der Twitch-Stars live zockten.

Among Us hat durchaus pädagogische Qualitäten. Teamarbeit und Kooperation, soziales Lernen innerhalb einer Gruppe, aber auch Kommunikation und Debattenkultur werden hier angeregt. Das sind einige Gründe, weshalb das Spiel im November 2020 auch mit dem Pädagogischen Medienpreis des SIN (Studio im Netz e.V. München) ausgezeichnet wurde. Das interaktive Online-Game erzeuge eine spannende Gruppendynamik, hieß es in der Begründung. Empfehlenswert ist das Spiel für Kinder ab etwa 10 Jahren. Die Stores machen hier ähnliche Angaben, eine USK-Einstufung gibt es noch nicht.

Wer sich intensiver mit pädagogischen Aspekten des Spieles auseinandersetzen möchte, findet auf der Medienpädagogik-Praxis-Webseite noch ein paar weitere Tipps. Among Us ist mittlerweile auch ein üppiger Teil der Internet- und Meme-Kultur, was auch kreative Facetten bietet.

Und auch in der Welt der Stars und Prominenten ist das Spiel mittlerweile präsent. So filmte sich die demokratische US-Politikerin Alexandria Ocasio-Cortez im Wahlkampf bei ein paar Spielrunden. Der Name des Spieles ist irgendwie auch Programm. Unter uns: Der Erfolg des Spieles passt jedenfalls gut in unsere Zeit.

Gaming und Corona

In Coronazeiten steigt auch der Hype um Online-Games, vielleicht nicht exponentiell, aber stetig. Die Corona-Pandemie befeuert auch die Gamingkultur. Viele sind bereit, mehr Geld für Computer- und Videospiele auszugeben. Lagen die durchschnittlichen Ausgaben pro Monat vor Corona bei 15 Euro, liegen sie nun bei etwa 24 Euro. Das sind die Ergebnisse einer repräsentativen Studie im Auftrag des Digitalverbands Bitkom unter 1.195 Menschen in Deutschland ab 16 Jahren, die im Vorfeld der Computerspielemesse Gamescom im Sommer 2020 durchgeführt wurde. Das Smartphone ist nicht nur am weitesten verbreitet, es wird auch am längsten zum Spielen verwendet. Zwei Drittel (65 Prozent) spielen täglich damit, jeder Fünfte (21 Prozent) sogar länger als zwei Stunden pro Tag. Among Us erlebt derzeit einen Hype. Weltweit sind permanent mehr als 100.000 Spieler gleichzeitig bei Among Us eingeloggt, der Hashtag #amongus hat Stand Anfang Dezember über 36 Milliarden Aufrufe auf Tiktok. Auch für Influencer ist das kleine Spiel außerordentlich interessant. „Es macht die Persönlichkeit der Spieler zum eigentlichen Spielfeld – im Kriegsrat der Astronauten wird sie Runde für Runde wechselseitig analysiert. Wer verhält sich verdächtig? Wer ist ‚sus‘, also ‚suspekt‘, in der Sprache der Fans?“, so Bovermann in der SZ. Among Us bildet eine gute Brücke zwischen verschiedenen Spielkulturen. Nicht zu komplex, einfach zugänglich und verfügbar. Überraschend und dazu noch sehr kommunikativ. Probieren Sie es aus, mit ihren Kindern. Nicht die schlechteste Alternative zum Corona-Blues.

Uwe Breitenborn

Fotohinweis: Foto Brockenbach