Kinder und Jugendarbeit ist ein Containerbegriff, unter dem sich viele Themen und Ansätze versammeln. Beim 4. Bundeskongress der Kinder und Jugendarbeit in Potsdam wurde wieder einmal deutlich, was diese Arbeit konkret bedeutet. Und so war es für die Medienwerkstatt ein wichtiges Anliegen, sich bei dieser Veranstaltung mit Ergebnissen ihrer Arbeit zu präsentieren und darüber mit Akteur:innen dieses Bereichs ins Gespräch zu kommen.
Der Kongress fand vom 16. bis 18. September 2024 an der Uni Potsdam in Griebnitzsee statt; sozusagen vor der Haustür. Es waren drei intensive Tage mit viel Input, Austausch und Vernetzung. Insgesamt war die Medienwerkstatt mit fünf Angeboten für Fachkräfte vertreten (siehe auch Zusammenfassung unten). Als „Blitzlichter“ steuerte unser Team je eine Kurzpräsentation zum Thema medienpädagogische Peer-Projekte in Schulen (Digidu) sowie zum Potsdamer Kinder- und Jugendportal (HastnPlan) bei. Generell wurde viel über das Thema Partizipation von Kindern und Jugendlichen diskutiert. Das Kinder- und Jugendportal der Landeshauptstadt ist dafür ein gutes Beispiel und wurde von vielen (überregionalen) Akteur:innen auch auf dem Bundeskongress als „Best practice“-Projekt wahrgenommen. Auf einer anderen Ebene der Kinder- und Jugendbeteiligung agiert das Projekt Digidu, bei dem Schüler:innen aus Potsdam zu Medienscouts ausgebildet werden, die dann ihre Mitschüler:innen rund um das Thema Mediennutzung begleiten können. Auch das ist eine effektive Form von Beteiligung, um Selbstwirksamkeit, Sozial- und Medienkompetenz von Kindern und Jugendlichen zu stärken.
Selbstwirksamkeit und Partizipation spielen auch beim Thema Technikbildung eine große Rolle. Hierfür steht unser MakeSpace!, in dem wir im Rahmen des Netzwerkes Jugend hackt das MINTA*Lab durchführen. Als Exkursionsangebot war auch dies Teil des Kongresses. Probieren, erkunden, diskutieren. Auch an unserem Infostand beim Park der Möglichkeiten wurde häufig zu diesem Netzwerk nachgefragt: Kooperationsmöglichkeiten, Angebotsstrukturen und Ressourcenverteilung standen dabei im Mittelpunkt. Auch über den Kinderstadtplan, das Kinder- und Jugendportal sowie andere Angebote der Medienwerkstatt kamen wir gut ins Gespräch. Und wer es noch nicht weiß, Standbetreuung ist auch eine prima Form von Teambuilding.
Am dritten Kongresstag kooperierten wir bei einem Fachforum zum Thema KI in der Jugendarbeit mit den Jungen Tueftler*innen und dem Landesfachverband Medienbildung Brandenburg. Im Fokus dieser 60-minütigen Session standen konkrete Anwendungsfelder und Settings von Künstlicher Intelligenz in unserem Arbeitsfeld, was auf großes Interesse stieß. Zwar sind die meisten Akteur:innen mittlerweile auf Tuchfühlung mit KI-Tools gegangen, aber es stellen sich immer noch viele Fragen nach Datenschutz, kreativen Settings, Ethik sowie generell nach der Sinnhaftigkeit im Arbeitsfeld der Jugendarbeit, wo doch gerade der unmittelbare soziale Kontakt im Vordergrund stehen sollte. In der anschließenden Diskussion gab es u.a. Nachfragen zu Aspekten von parasozialen Beziehungen bei der Anwendung von KI-ChatBots oder zu Kriterien von einfacher und leichter Sprache in der Anwendung von ChatGPT. Sind KI-Tools in der Jugendarbeit nun sinnvoll? Tendenziell ja, gerade auch wenn es um Selbstwirksamkeit von Kindern und Jugendlichen geht. KI-Tools können assistieren, viele Büro-Prozesse vereinfachen und oft auf verblüffend einfache Weise Kreativität anregen. Das KI-Thema war beim diesjährigen Kongress noch nicht so dominant, wird aber in Zukunft eine größere Rolle spielen müssen.
Für das Team der Medienwerkstatt war der Kongress auch eine Gelegenheit, sich über aktuelle Themen der Jugendarbeit auszutauschen. In der krisengeschüttelten Gegenwart liegt ein besonderes Augenmerk auf Fragen der Selbstwirksamkeit und Selbstregulation von Kindern und Jugendlichen. Das Thema nahm einen breiten Raum in verschiedenen Veranstaltungen des Kongresses ein. In einem waren sich alle einig, dass es vor allen Dingen darum geht, Kindern und Jugendlichen gut zuzuhören, ihnen Räume zur Selbstentfaltung zu ermöglichen, die nicht permanent von pädagogischen Interventionen durch Erwachsene durchkreuzt werden. Das heißt nicht, auf Regeln und Normen zu verzichten, aber es bedeutet, die Perspektive der Erwachsenen nicht dominieren zu lassen. Es geht dabei nicht um eine Polarität von Erwachsenen versus Kinder, sondern um ein austariertes intergeneratives Verhältnis der verschiedenen Sichtweisen. Die Fähigkeit, gut zuzuhören sollte unabhängig davon sein, wie alt jemand ist oder in welcher Rolle er oder sie mit Jugendlichen und Kindern arbeitet. Unser Fazit: Gut, dabei gewesen zu sein. Viele Anregungen für unsere Arbeit in Potsdam bekommen. [UB]
HastnPlan. Kinder- und Jugendinformation auf dem Weg zur kommunalen Superpower?
Mo 16.9. Blitzlicht: Claudia Köppelmann, Denise Beckmann
Exkursion MakeSpace! – Jugend hackt MINTA Lab in der Medienwerkstatt Potsdam
Di 17.9. Exkursion: Li Grunewald, Antje Stein
Stand im Park der Möglichkeiten
Di 17.9. Infostand: Team Medienwerkstatt
Intelligent, cool, sinnvoll? Anwendungsfelder von KI-Programmen in der Jugend- und Bildungsarbeit
Mi 18.9. Fachforum: Dr. Uwe Breitenborn [MWP], Elisabeth Sassi [Junge Tüftler*innen], Isgard Walla [LMB]
Digidu – Peer-to-Peer-Starthilfe digitales Lernen
Mi 18.9. Blitzlicht: Sabine Müller-Bunzel, Kevin Matiszent
Fotos: Medienwerkstatt Potsdam