Was ist YouTube eigentlich? Wie kann man damit Geld verdienen? Ist der Dienst sicher? Und ist YouTube für meine Kinder geeignet? – In diesem Faktencheck findet ihr grundlegende Infos rund um das Thema YouTube bzw. YouTube Kids.
Aber checkt doch zuerst einmal, wie fit ihr bei dem Thema seid und macht mit beim Quiz von Klicksafe.
Die Online-Videoplattform wurde 2005 gegründet und gehört zu Google. Sie ist mit rund 2 Milliarden Nutzer*innen pro Monat die größte Videoplattform und ermöglicht das kostenlose Ansehen, Bewerten und Hochladen von Videos. Was ursprünglich gedacht war als Möglichkeit des Teilens von contents von jedermann/frau, hat auch durch die Möglichkeit der Monetarisierung zunehmend eine Kommerzialisierung und Professionalisierung erfahren. So entwickelten sich sogar gänzlich neue Berufsbilder wie „YouTuber*in“ oder „Influencer*in“. Inzwischen ist YouTube so was wie das neue Fernsehen für viele Kinder und Jugendliche geworden, wo Videoclips zur Entspannung, aber auch zur Hausaufgabenunterstützung geschaut werden. Andere Plattformen wie Instagram oder Tiktok werden viel häufiger als YouTube dafür genutzt, eigenen content zu erzeugen und mit der Welt zu teilen.
YouTube ist laut JIM-Studie 2019 das beliebteste Internetangebot bei den 12–19-Jährigen: 63 % der Jugendlichen gaben YouTube als liebstes Internetangebot an (= Platz 1). Bei der Frage nach den wichtigsten Apps landet YouTube hinter WhatsApp und Instagram auf Platz 3. Neun von zehn Jugendlichen nutzen YouTube regelmäßig. Jungen noch etwas mehr (93 %) als Mädchen (86 %).
Nur 1% der Jugendlichen zwischen 12 und 19 Jahren laden regelmäßig selbst Videos auf YouTube hoch (JIM-Studie 2018).
YouTube ist laut AGB erst ab 16 Jahren erlaubt. Unter 18 Jahren braucht man die Zustimmung der Eltern – für JEGLICHE Nutzung von YouTube – also auch für das Anschauen von Videos. Für Kinder zwischen 13 und 16 Jahren kann man über den Google-Dienst „Family Link“ einen Kinderaccount für YouTube erstellen. Bei jüngeren Kindern ist über „Family Link“ nur die Nutzung von YouTube Kids möglich.
Hier gibt es mehr Infos dazu, wie man die Nutzung von YouTube sicherer machen kann: https://www.schau-hin.info/sicherheit-risiken/youtube-mehr-sicherheit-fuer-kinder
YouTube Kids ist die Kinderversion von YouTube, welche die Inhalte für Kinder nach Altersgruppen (5-7 Jahre, 8-12 Jahre) filtert. So kann man die Sicherheit für die Kinder deutlich verbessern und das Risiko minimieren, dass sie ungeeignete Inhalte (v.a. in Bezug auf Gewalt- oder sexuelle Darstellungen nicht im pädagogischen Sinne) angezeigt bekommen. Eltern können außerdem weitere Sicherheitseinstellungen vornehmen und Zeitlimits festlegen. Aber auch YouTube Kids ist werbefinanziert und zeigt den Kindern entsprechend Werbung an. Diese wurde vorab durch Google geprüft. Besonders schwierig ist, dass YouTube Kids auch Schleichwerbung enthält, welche von Kindern kaum als Werbung erkennbar ist.
Weiterführende Infos hierzu finden Sie unter: https://mobilsicher.de/ratgeber/youtube-kids-in-deutschland-verfuegbar
Bei Medienworkshops mit Schüler*innen der 4. bis 6. Klassen machen wir immer wieder Erfahrungen dieser Art:
Die Schüler*innen nehmen an einer Selfieralley teil. Fotografieren sich gegenseitig, nutzen dabei mitgebrachte Smartphones und Tablets. Mit Selfie-Sticks und Accessoires probieren sie verschiedene Posen aus. Auf die Anregung ihre Fotos auszudrucken, reagieren die Schüler*innen verhalten, suchen dann aber die Fotos aus, die ihnen am besten gefallen. Nun steht die Frage im Raum, wo sie dieses Foto, für das sie sich solche Mühe gegeben haben, veröffentlicht sehen wollen. Ihnen stehen vier Möglichkeiten offen: im Fotoalbum, das geschlossen im Schrank aufbewahrt wird, im Bilderrahmen, der sichtbar an der Wohnungswand hängt oder am Schwarzen Brett der Schule für alle Mitschüler*innen sichtbar. Schließlich im Internet, sichtbar für die ganze Welt.
„Uns Erwachsenen ist es wichtig, stets die Kontrolle darüber zu haben, welche Bilder und Daten von uns im Netz landen. Bei unseren Kindern sieht das oftmals etwas anders aus“, sagt die Bloggerin Toyah Diebel. Wenige Handgriffe und schon ist das Foto des Kindes über Soziale Medien im Netz mit Verwandten, Freund*innen und Bekannten geteilt und kann hier vielfach weiterverbreitet werden.
Mit der Kampagne gegen Kinderfotos im Netz; https://deinkindauchnicht.org/ hat Diebel öffentlich auf die Problematik des Sharenting aufmerksam gemacht. Da sitzt der Schauspieler Wilson Gonzalez Ochsenknecht auf einem Kindertöpfchen oder schaut unglücklich mit einem breiverschmierten Mund und Lätzchen um den Hals in die Kamera. Sie mahnt an, dass sich viele Kinder in ihrer Privatsphäre verletzt fühlen, wenn sie zu einem späteren Zeitpunkt zufällig auf Bilder stoßen, auf denen sie verträumt nackt auf der Toilette saßen, beim Mittagsschlaf oder halb nackt am Strand gezeigt werden. Solche Bilder können nicht nur entwürdigend sein, sondern stellen auch ein Schlaraffenland für Pädophile dar.
Beim Versenden dieser privaten Fotos und Videos handelt es sich um personenbezogene Daten. Eine oder mehrere Personen sind auf diesen Bildern eindeutig zu erkennen. Die Eltern haben das Persönlichkeitsrecht ihrer Kinder nach bestem Wissen und Gewissen zu beachten. Ein Kind selbst darf erst nach Vollendung des 16. Lebensjahres die Einwilligung geben. Bleiben die Fotos und Videos innerhalb des familiären Kreises, gilt das als „Haushaltsaufnahme“. Denn es ist natürlich erlaubt, Fotos und Videos von seinen Kindern aufzunehmen. Bleiben diese Daten innerhalb des geschützten Familienkreises, ist die Privatsphäre des Kindes dem Gesetz nach nicht verletzt. Allgemein angemahnt wird die reflexartige Veröffentlichung in sozialen Medien, weil diese eine Öffentlichkeit darstellen.
Die Zeiten der klassischen Fotoalben und gerahmten Kinderbilder sind noch nicht vorbei. Aber das Teilen dieser Bilder mit einer viel größeren Anzahl an Menschen, manchmal auch unbedarft und unwissentlich, ist dazugekommen. Hier braucht es Medienkompetenz von Erwachsenen, um die Kinder zu schützen, die sich wenig und schlecht wehren können gegen die Schaffung einer Onlinepräsenz durch Dritte – Eltern und Verwandte.
Nadia Kutscher, die gemeinsam mit dem Deutschen Kinderhilfswerk (DKHW) die Studie „Kinder.Bilder.Rechte“ durchgeführt hat, fragt sich zurecht, warum wir die Fotos nicht einfach machen, ohne sie zu teilen und gut gesichert aufheben. Später sollen dann die Kinder entscheiden, was mit ihnen geschieht. Möglicherweise tun sie das auf ganz verschiede Weisen und zu unterschiedlichen Zeitpunkten in ihrer Biografie.
Laut der Studie halten Eltern in der Theorie die Persönlichkeitsrechte ihrer Kinder hoch, handeln tun sie dann oft ganz anders. Zur Studie wurden 37 Familien in 5 Regionen und vier Bundesländern mit Kindern zwischen 6 und 15 Jahren Anfang 2019 zum Thema Sharenting befragt.
Auch innerhalb des Projektes „digital talents“ gibt es viel Gesprächsbedarf. Schüler*innen entscheiden sich, wenn sie gefragt werden, nie für eine Veröffentlichung ihrer Fotos im Internet. Sondern sie ziehen es in dem vorpubertären Alter vor, unsichtbar bleiben zu dürfen.
Erweitert man das Experiment um die Eltern, kommt es zu einem interessanten Effekt: Sie sind sich mit ihren Kindern nie einig, welche Fotos sie als Erwachsene veröffentlichen würden. Kinder und Eltern halten jeweils unterschiedliche Fotos für problematisch. Da werden Eltern nicht selten mit sehr deutlichen Aussagen der Kinder konfrontiert: „Ich will gefragt werden“, sagte ein Junge ganz empört, als wir über die Veröffentlichung und den Umgang ihrer Eltern mit Portraits von ihnen sprachen. Da schluckt so manches Elternteil und denkt beim nächsten „Posten“ hoffentlich zweimal nach.
Auch in der Studie des DKHW ist für die Forscher offensichtlich geworden, dass Kinder schon im Alter von sechs Jahren ein Bewusstsein der eigenen Verletzlichkeit entwickelt haben. Erziehungswissenschaftlerin Nadia Kutscher, die die Studie des DKHW geleitet hat, untermauert dies mit der Aussage: „Kinder können schon im Alter von sechs Jahren benennen, was für sie in Ordnung ist und was nicht…“.
Eltern und Kinder aus der Studie verfügen über Smartphones und haben die einschlägigen Apps installiert. Soziale Medien sind fester Bestandteil ihres familiären Alltags. Die Kommunikation zwischen den Familienmitgliedern findet heute selbstverständlich über WhatsApp oder Facebook statt. Die Studie besagt, dass die Mehrheit der Eltern Facebook eher als „öffentlich“ und WhatsApp eher als „privat“ eingestuft hat. Dies führt dazu, dass die Eltern eher reflektieren, welche Fotos und Videos sie auf Facebook hochladen und welche sie dagegen bedenkenloser auf WhatsApp teilen.
Alle Produkte aus dem Facebook-Portfolio sind im Grunde eine große Datenverwertungs-Maschinerie. Hier werden Daten an einen kommerziellen Anbieter abgegeben. Die Aussage, die Eltern und Schüler*innen in Workshops äußern: „Alle nutzen das!“ ist kein gutes Argument. Es geht diesen Diensten nicht nur darum, Werbung passgenauer zu generieren. Kommunikationsinhalte und entstehende Metadaten wie Lokalisierungsdaten oder ausgelesene Kontaktverzeichnisse bieten den Unternehmen weitere Eingriffsmöglichkeiten.
Sicherer sind Messenger, wenn Nachrichten nicht von Dritten einsehbar sind und sie keine Schlüsse auf die Nutzer*in oder das Nutzer*innenverhalten ziehen können. Nachrichten und andere Inhalte können durch Verschlüsselung geschützt werden, bei personenbezogenen Daten sollte auf sensiblen Umgang mit Metadaten geachtet werden. WhatsApp ist trotz der End-zu-End-Verschlüsselung nicht sicher. Die App sammelt besonders viele Metadaten. Die werden weiterverkauft an Interessenten.
Wir arbeiten in unseren Elternformaten im Projekt "digital talents" darauf hin, eine stärkere Reflexion der Eltern anzustoßen, dass Erwachsene mehr auf die Persönlichkeits- und Beteiligungsrechte der Kinder achten. Dies bedeutet eben, die Kinder zu beteiligen. Sie in der Fotosituation zu fragen, ob es okay ist, wenn ein Foto gemacht wird. Oder auch hinterher zu fragen, ob sie mit dem Teilen dieses Fotos einverstanden sind. Auf diese Weise leben Eltern vor, wie man sorgfältig mit Bildrechten anderer umgeht.
Für Eltern ist es wichtig, sich zu informieren, über die Folgen des Teilens von Daten für die Kinder und welche Dienste sensibel mit diesen Daten umgehen.